US-Wahlkampf Fünf Erkenntnisse nach dem Parteitags-Auftakt der US-Demokraten

Bernie Sanders, kometenhaft aufgestiegener Volkstribun der politischen Linken in den USA, hat noch einmal eine große Show. Auf dem Parteitag der Demokraten stellt er sich mit breiter Brust hinter Hillary Clinton. Seine Anhänger sollen folgen.

Zahlreiche Delegierte feierten Michelle Obama, die mit einer Rede die kommende Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, unterstützen.

Foto: Andrew Gombert

Philadelphia. (dpa) - So hart müssen die Spin-Doktoren der US-Demokraten selten ran: Der Parteitag in Philadelphia, der eigentlich zum großen Schaulaufen für Hillary Clinton aufgebaut worden war, drohte schon zur Eröffnung zu kippen. Die Anhängerschaft ihres parteiinternen Rivalen Bernie Sanders war auch im Parteitagssaal kaum zu bändigen. Superstar Paul Simon und dessen Bau einer Brücke über tosenden Wassern („Bridge Over Troubled Water“) waren nötig, um die Stimmung zu besänftigen. Fünf Erkenntnisse von einem turbulenten Parteitagsauftakt.

Der 74 Jahre alte Senator aus Vermont war am Montag der heimliche Star von Philadelphia. Dass der Konvent nicht ausartete, war seiner Um- und Einsicht zu danken. Er zwang nicht nur seine parteiinterne Feindin, Parteichefin Debbie Wasserman Schultz zum Rücktritt und nahm massiv Einfluss auf das Parteiprogramm. Sanders nötigte der Parteiführung auch eine genauso förmliche wie peinliche Entschuldigung für die Ungleichbehandlung im Vorwahlkampf ab. Gleichzeitig nahm er zum Schluss die Rolle des Versöhners und Brückenbauers ein. „Trump verhindern, Clinton wählen“, heißt seine Devise.

Die frühere Außenministerin und First Lady tut sich bei ihrer Kandidatur viel schwerer als erwartet. Auch wenn die Parteitagsregie alles versuchte, um die künftige Kandidaten im rechten Licht darzustellen: Die Partei bewegt sich nur zögernd auf die 68-Jährige zu, vielen gilt sie weiter als sperrig und unnahbar. 68 Prozent der Amerikaner halten sie nicht für glaubwürdig. Gegen Donald Trump liegt sie in Umfragen zurück. „Clinton muss die Südstaaten gewinnen“, sagt ein Parteitagsdelegierter aus Kalifornien.

Der First Lady fliegen die Sympathien zu. Ihr heftig umjubelter Auftritt in Philadelphia hat vielleicht mehr zur Einheit der Partei beigetragen, hat mehr zur Unterstützung Hillary Clintons im Kampf gegen Donald Trump geholfen, als viele Redner vor ihr. „Wegen Hillary Clinton nehmen es meine Töchter als gegeben an, dass eine Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten werden kann“, sagt sie. „Unglaubliche Rede einer unglaublichen Frau“, lobte auch „Chef“ Barack Obama.

Schon der erste Tag in Philadelphia machte es deutlich: Die Demokraten und Hillary Clinton setzen bei der Wahl am 8. November auf die Stimmen der Minderheiten. Latinos, Schwarze, Schwule, Lesben, Behinderte und Zuwanderer ohne Registrierung bekamen auf dem Podium eine Stimme - und setzen damit einen Kontrapunkt zu Donald Trump, dessen Anhängerschaft vor allem aus Männern besteht, fast 100 Prozent sind weißer Hautfarbe.

Wie bei den Republikanern Hillary Clinton, so ist bei den Demokraten Donald Trump das Feindbild, gegen das sich alle Lager in Stellung bringen. „Wir müssen Donald Trump schlagen“, sagt Bernie Sanders. Das verstehen auch seine Anhänger, die angekündigt hatten, lieber den Immobilienmilliardär als Hillary Clinton wählen zu wollen. Für diese Gruppe hat die Kabarettistin und Sanders-Anhängerin Sarah Silverman auf dem Parteitag eine klare Ansage: „Ihr seid lächerlich.“ (dpa)