Für Sarkozy hat sich das Blatt gewendet

Der Präsident gilt plötzlich als Beschützer des libyschen Volkes.

Paris. Noch vor zehn Tagen, beim EU-Libyen-Gipfel in Brüssel, hatten sie Nicolas Sarkozy wegen seiner „Rambo“-Allüren ausgebremst. Ihn scharf getadelt für den hitzköpfigen Vorstoß, mit „gezielten Luftschlägen“ gegen den mordenden libyschen Tyrannen vorzugehen. Doch binnen einer Woche hat sich die Lage gewendet. Auf einmal gilt derselbe als entschlossen handelnder Staatsmann, mehr noch: als Bannerträger der Freiheit, als Beschützer des libyschen Volkes.

Sarkozy schart die „Koalition der Willigen“ hinter sich. Sogar die Opposition steht hinter dem sonst so unbeliebten Präsidenten. Dass die Aufständischen in Bengasi die Trikolore, die Fahne des Befreiers, schwenken, erfüllt die Nation mit kollektiver Freude.

Offiziell spricht der Elysée nicht von Krieg, sondern von „militärischen Eingriffen“ zum Schutz und zur Unterstützung des libyschen Volkes. Gleichwohl fällt es Frankreich am Samstag zu, symbolisch den ersten Schuss im Libyen-Feldzug abzufeuern. Kaum ist der Pariser Sondergipfel beendet, steigen französische Rafale- und Mirage-Jets auf und zerstören nahe Bengasi Panzerfahrzeuge der Gaddafi-Truppen.

Unterdessen hält in Paris das Kopfschütteln über den deutschen Verbündeten, der keine Bundeswehr-Soldaten entsendet, an. Zwar sitzt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beim Pariser Gipfel mit den „Willigen“ am Tisch. Doch hinter vorgehaltener Hand lassen Diplomaten ihrem Frust über den deutschen Softi-Kurs freien Lauf. Die Stimmung ist frostig. „Deutschland verdient es nun nicht mehr, dass man es dabei unterstützt, einen ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat zu erlangen“, zitiert die Zeitung „Le Parisien“ einen gereizten Sarkozy-Vertrauten.