Geheimdokumente: NSA warnte früh vor Mauerbau in Berlin

Washington (dpa) - Der US-Geheimdienst NSA hatte nach bislang geheimen Dokumenten bereits vorab Informationen über den geplanten Bau der Berliner Mauer.

Allerdings erreichten die Warnungen nicht den damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy, wie aus am Mittwoch von Mitarbeitern des „National Security Archive“ in Washington veröffentlichten Dokumenten hervorging.

Demnach hatte die NSA am 9. August 1961, vier Tage vor Beginn des Mauerbaus, eine Nachricht der damaligen DDR-Staats- und Regierungspartei SED abgefangen. Es ging dabei um Pläne, Grenzübergänge in Berlin für Fußgänger zu sperren. Die NSA wertete dies als „ersten Schritt in einem Plan, die Grenze zu schließen“. Die Einschätzung habe sich als korrekt erwiesen, sie sei aber aus bislang unbekanntem Grund nicht weiterverbreitet worden, hieß es.

Präsident Kennedy erfuhr erst am Nachmittag des 13. August 1961 vom Mauerbau, der zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen hatte. Den Berichten zufolge war er wütend und wies den damaligen CIA-Chef John Alex McCone an, das Versagen der US-Geheimdienste zu untersuchen. Dieser konnte keine weitere Vorwarnung zum Mauerbau finden. Trotz der einen abgefangenen Nachricht wurde die Berliner Mauer daher als ein Scheitern der US-Geheimdienste betrachtet.

Kennedy habe sich allerdings erleichtert gezeigt, dass nur Berlin geteilt worden sei und Westberlin einen Zugang zum Westen behalten habe. Er verurteilte den Papieren zufolge jedoch den Bau der Mauer, wodurch sich die amerikanisch-sowjetischen Beziehungen verschlechterten. So brach die Sowjetunion am 1. September 1961 mit ihrem ersten nuklearen Test seit 1958 einen informellen Stopp, der seit US-Präsident Dwight Eisenhower bestanden hatte, hieß es in den Dokumenten.

Das „National Security Archive“, ein Forschungsinstitut der George Washington Universität, hatte bereits vor Jahren die Freigabe von Informationen über die Rolle der NSA im Kalten Krieg verlangt. Im Juli gab der zuständige Regierungsausschuss nun Dokumente frei.

Die Dokumente zeigten auch, dass die NSA in den 1960er und 70er Jahren prominente US-Bürger wie Bürgerrechtler Martin Luther King und die Boxlegende Muhammad Ali ausspioniert hatte. Abgehört wurden vor allem prominente Gegner des Vietnam-Krieges sowie Journalisten.

Die 1973 eingestellte Geheimoperation mit dem Namen „Minaret“ wurde zwar schon wenige Jahre später aufgedeckt, doch die Namen der Überwachten blieben geheim. Wie aus den Dokumenten hervorging, bezeichneten NSA-Mitarbeiter die Abhöraktion später als „unehrenhaft“.