Geheimnisverrat: Wikileaks-Prozess gegen Bradley Manning beginnt
Ab Montag steht der Obergefreite als mutmaßlicher Wikileaks-Maulwurf vor Gericht.
Washington. Die Anklage gegen Bradley Manning wiegt schwer. Sie lautet auf „Aiding the enemy“ — Unterstützung des Feindes —, und das kann im US-Militär mit dem Tod bestraft werden. Um sein Leben muss der junge Obergefreite und mutmaßliche Informant der Enthüllungsplattform Wikileaks nicht mehr bangen, wenn am Montag sein Prozess vor dem Militärgericht auf dem Stützpunkt Fort Meade in Maryland beginnt. Das haben seine Anwälte in dem Vorverfahren seit seiner Verhaftung vor drei Jahren verhindert. Können sie den 25-Jährigen auch vor einer lebenslangen Gefängnisstrafe bewahren?
In dem Prozess um den spektakulärsten Geheimnisverrat in der US-Geschichte geht es nicht so sehr um Schuld oder Unschuld. Manning hat bereits gestanden, während seiner Stationierung als Analyst im Irak Hunderttausende teils sehr vertrauliche Dokumente aus der Geheimdienst-Datenbank gezogen und Wikileaks zugespielt zu haben. Vielmehr geht es darum, ob der Soldat seinem Land geschadet hat. Die Ankläger müssen beweisen, dass Manning mit Absicht der USA schwere Nachteile einbringen wollte. Dabei hoffen sie etwa auf die Aussage eines Mitgliedes des Elite-Teams, das im Mai 2011 das Haus des Terrorchefs Osama bin Laden stürmte. Dort sollen bei Wikileaks publizierte Geheimdokumente gefunden worden sein.
Manning bestreitet die bewusste Hilfe des Feindes. Er habe eine „öffentliche Debatte“ über die US-Außen- und Verteidigungspolitik lostreten wollen, sagte er im Februar. Für Bürgerrechtler ist er ein Held, weil er das wahre Ausmaß der Militäreinsätze transparent gemacht habe.
Viele Unterstützer sehen Manning als Opfer eines brutalen Staatsapparates. Nach seiner Festnahme im Mai 2010 im Irak wurde er zwei Monate in Kuwait festgehalten. Danach kam er für neun Monate in ein Militärgefängnis in Virginia. Anfangs habe man ihm die Brille weggenommen, ohne die er nichts sehen konnte, klagte Manning. Auch habe er jeden Abend nackt vor Wärtern strammstehen müssen.
Mit größtem Interesse dürfte auch das Gesicht von Wikileaks, Julian Assange, das Geschehen verfolgen. Er sitzt seit Juni 2012 in der diplomatischen Vertretung Ecuadors in London fest. Gegen den Australier gilt ein EU-weiter Haftbefehl wegen Sexualdelikten in Schweden.