Götterdämmerung: Berlusconi droht das Aus
Der Premier schafft nicht den Befreiungsschlag. Stürzt nun die Regierung?
Rom. Silvio Berlusconi hat Rom mit Durchhalteparolen in Richtung Frankreich verlassen — eine Stimmung der Götterdämmerung blieb am Tiber zurück. Zusammen mit seinem Wirtschaftsminister Giulio Tremonti, mit dem er am Vorabend heftig gestritten haben soll, ist der 75 Jahre alte Medienmogul gestern nach Cannes gereist. Beim Gipfel der G 20 müssen beide die Regierungschefs der anderen 19 Länder und vor allem die internationalen Finanzmärkte vom Sparwillen und dem Wachstumspotenzial des verschuldeten Italien überzeugen. Berlusconi selbst überzeugt indes immer weniger.
Staatspräsident Giorgio Napolitano sondiert die Bereitschaft im Parlament für eine Übergangsregierung. Vertreter aus allen Parteien wurden von ihm zu Gesprächen hinter verschlossenen Türen empfangen.
Am Vorabend war eine erneute Krisensitzung ohne konkrete Ergebnisse ausgegangen. Eine geplante Eilverordnung, mit der Berlusconi einen Teil der in Brüssel versprochenen Anti-Krisen-Maßnahmen sofort in Kraft setzen wollte, scheiterte. Ob am Widerstand des Wirtschaftsministers oder an vom Staatspräsidenten geäußerten Zweifeln blieb unklar.
Da Berlusconi das Land in Richtung Frankreich im Schweigen verließ, waren der Verwirrung, Verunsicherung und den Spekulationen keine Grenzen gesetzt. Wie es weitergeht, ist unklar. Die Durchsetzungskraft des Premiers scheint schwächer denn je. Doch Eile tut not: Italien, das nach Griechenland den höchsten Schuldenstand der Eurozone gemessen an der Wirtschaftsleistung aufweist, hat derzeit 1,9 Billionen Euro Schulden.