Waffenhändler Bout muss mindestens 25 Jahre in Haft
New York (dpa) - Der russische Waffenhändler Viktor Bout muss mindestens 25 Jahre ins Gefängnis. Ein New Yorker Gericht befand den als „Händler des Todes“ bekannt gewordenen Waffenschieber am Mittwoch (Ortszeit) in allen vier Anklagepunkten für schuldig.
Für jeden der ersten drei Punkte - Verschwörung zur Tötung von US-Bürgern, zur Tötung von US-Regierungsmitarbeitern und zum Abschuss von Flugzeugen - sind 25 Jahre die Mindeststrafe. Möglicherweise muss er aber auch lebenslang hinter Gitter. Das Strafmaß soll am 8. Februar verkündet werden.
Der Russe soll zwei Jahrzehnte lang Armeen, Rebellen und Terroristen auf der ganzen Welt mit Waffen versorgt haben. Begonnen hatte er als Ex-Offizier der sowjetischen Luftwaffe mit einem Lufttransportunternehmen. Bald beförderte er jedoch mit seinen Antonows statt Blumen aus Afrika lieber Waffen nach Afrika. In dem von Kriegen zerrütteten Kontinent, wo er zu Sowjetzeiten stationiert war, fand er Käufer für Kalaschnikows, Panzerfäuste und auch schwere Waffen.
Ende 2008 war der Russe bei einem angeblichen Waffendeal festgenommen worden. US-Bundesagenten hatten sich nach Angaben der Strafverfolger als kolumbianische Rebellen ausgegeben, die unter anderem Flugabwehrraketen zum Abschuss von Passagierflugzeugen kaufen wollten. Bout habe versprochen, alle Wünsche erfüllen zu wollen. Beim nächsten Treffen klickten die Handschellen.
Die falschen Kolumbianer hatten in den Verhandlungen gesagt, sie wollten „ein paar Amerikaner umbringen“. Weil Bout darauf einging, ermöglichte er eine Anklage in den USA, obwohl er in Thailand festgenommen wurde. Dennoch wurden Festnahme, Auslieferung und Prozess immer wieder scharf von Russland kritisiert. Amerikanische Zeitungen hatten deshalb spekuliert, der Kreml befürchte, dass angebliche Verbindungen zwischen russischen Regierungsstellen und dem illegalen Waffenhandel ans Licht kommen könnten.
„Heute musste sich einer der wichtigsten Waffenschieber für seine schmutzige Vergangenheit verantworten“, sagte US-Justizminister Eric Holder. „Sein Waffenschmuggel und seine Unterstützung von Terrorgruppen war über Jahrzehnte Anlass zur Sorge.“ Bout habe Waffen in einer Dimension verkauft, „die die Armeen einiger kleinerer Länder neidisch machen könnten“.
Auch bei der Hilfsorganisation Oxfam war Erleichterung zu hören. „Das Urteil schließt das Kapitel eines der effektivsten Menschen, die Krieg, Massengewalt und Terrorismus möglich gemacht haben“, sagte Oxfam-Expertin Kathi Lynn Austin. „Wir sollten alle dankbar sein, dass die Welt sicherer ist, jetzt, wo einer der Menschen, die die Brennpunkte dieser Welt mit Waffen versorgt haben, hinter Gittern ist.“
In Moskau kritisierten die Angehörigen des Waffenhändlers die Entscheidung als „reine Willkür“. Der Prozessverlauf habe gezeigt, dass es „wenig Hoffnung gebe auf ein faires Urteil“, sagte Bouts Bruder Sergej der Agentur Interfax. Die russische Führung hatte mehrfach betont, nicht über einen möglichen Austausch von Bout etwa für inhaftierte Agenten nachzudenken.
Bouts Fall war die Vorlage für den Hollywoodfilm „Händler des Todes“ mit Nicolas Cage. Das darin verwendete Antonow-Transportflugzeug hatte sich die Filmcrew gechartert - vom echten Bout.