Griechisches Kabinett bekennt sich zu Euroland
Athen (dpa) - Das von der Pleite bedrohte Griechenland hat wieder eine handlungsfähige und europaorientierte Regierung. Der griechisch-orthodoxe Erzbischof Hieronymos II. vereidigte am Donnerstag das Kabinett des Ministerpräsidenten Antonis Samaras.
Es wird von Samaras konservativer Partei Nea Dimokratia (ND), den Sozialisten der Pasok und der Demokratischen Linken unterstützt.
Die drei Koalitionspartner hatten sich vier Tage nach der Wahl auf ein Bündnis geeinigt. Allerdings entsenden die beiden Linksparteien keine Minister in das Kabinett. Sie unterzeichneten lediglich mit der ND einen Koalitionsvertrag, in dem festgehalten wird, dass die Regierung für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone arbeitet.
Das wegen der dramatischen Kassenlage bedeutende Ministerium für Finanzen wird der bisherige Bankmanager Vasilios Rapanos führen, der der Pasok nahesteht. Der bisherige Chef des größten Bankkonzerns, National Bank of Greece, wird allerdings erst diesen Freitag vereidigt. Grund: Der noch amtierende Interims-Finanzminister Giorgos Zanias vertrat am Donnerstag Griechenland bei einem Treffen mit den anderen Finanzministern der Eurogruppe in Luxemburg.
Die Parteivorsitzenden Samaras (ND), Evangelos Venizelos (Pasok) und Fotis Kouvelis (Demokratische Linken, Demir) machten die Koalition bei einem zweieinhalbstündigen Treffen perfekt. „Wir haben eine Regierung. Ich bin zufrieden“, sagte Kouvelis. Die drei Parteien verfügen über eine breite Mehrheit von 179 der 300 Abgeordneten.
Die beiden kleineren Koalitionspartner hatten beschlossen, die Koalitionsregierung aktiv im Parlament zu unterstützen, aber nicht mit Mitgliedern im Kabinett. Die Sozialisten wollten sich nach ihrer schweren Niederlage (2009: 44 Prozent, 17. Juni 2012: 12,28 Prozent) erholen und sich mit der Konsolidierung ihrer Partei beschäftigen, wertete die griechische Presse. Die Demokratische Linke unterstützt die Regierung, weil sie die Stabilität in dieser schwierigen Phase der griechischen Geschichte wichtiger als Parteiambitionen einstuft.
Unter den Ministern sind einige bekannte Persönlichkeiten, denen die Linke vertraut. Dazu zählen der Jurist Antonis Roupakiotis (Justizminister) und der Professor für Verfassungsrecht, Antonios Manitakis (Minister für Verwaltungsreform) sowie der Umweltminister Evangelos Livieratos, ein enger Mitarbeiter von Venizelos.
Außenminister wird der frühere Bürgermeister von Athen und jetzige Vizepräsident der Nea Dimokratia, Dimitris Avramopoulos. Das Verteidigungsministerium übernimmt der Konservative Panos Panagiotopoulos. Die neue Regierung setzt auf Wachstum und hat zwei Ministerien für die wichtigen griechischen Wirtschaftsbereiche Tourismus und Handelsschifffahrt eingerichtet.
Samaras hatte sich am Mittwoch mit Venizelos und Kouvelis auf die Bildung einer Koalitionsregierung verständigt. Die Koalitionäre wollen an dem mit den internationalen Geldgebern vereinbarten Spar- und Reformkurs grundsätzlich festhalten, zugleich aber Lockerungen bei der Umsetzung erreichen.
Im Koalitionsvertrag heißt es, Ziel der Regierung sei, den Weg für „Wachstum einzuschlagen“ und Teile des Sparpakts zu ändern, „ohne dabei den europäischen Kurs des Landes oder seinen Verbleib in der Eurozone Gefahren auszusetzen“. Die Regierung werde sich für die Verschlankung des Staates und für notwendige Reformen einsetzen. Ein weiteres Ziel sei, die Bedingungen zu schaffen, damit das Land endgültig aus der Krise herauskommt und keine neuen Kredite braucht. Die Amtszeit der Regierung soll, wie in der Verfassung vorgesehen, vier Jahre betragen.