Haiti: Sänger und Professorin kämpfen um Präsidentschaft

Port-au-Prince (dpa) - Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Haiti wird der populäre Musiker Michel Martelly gegen die Rechtsprofessorin Mirlande Manigat antreten.

Wie der Wahlrat am Donnerstagmorgen (Ortszeit) in Port-au-Prince mitteilte, errangen Manigat und Martelly im ersten Durchgang der Präsidentenwahlen am 28. November die meisten Stimmen. Er korrigierte damit erste Angaben, wonach der Kandidat des scheidenden Präsidenten René Préval, Jude Celestin, bei der von Fälschungsvorwürfen überschatteten Wahl die zweitmeisten Stimmen erhalten hatte.

Celestin landete nun knapp hinter Martelly auf dem dritten Rang. Er sei damit endgültig aus dem Rennen um das Präsidentenamt, hieß es. Nach Angaben lokaler Medien, war es zuvor zu Auseinandersetzungen im Wahlrat gekommen. Einige Mitglieder seien mit dem Ergebnis nicht einverstanden gewesen, berichtete Haiti Press Network.

Nach der chaotischen, von Betrug und Unregelmäßigkeiten geprägten Wahl Ende November war das vom Erdbeben zerstörte und von einer Cholera-Epidemie heimgesuchte bitterarme Land in eine politische Krise gestürzt. Die internationale Staatengemeinschaft forderte eine Überprüfung des seinerzeit bekanntgegebenen Wahlergebnisses.

Die Opposition warf Préval vor, die Wahl zugunsten seines Kandidaten gefälscht zu haben. Nach einer Überprüfung durch Experten schlug die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) vor, Martelly auf den zweiten Rang vorrücken zu lassen, um damit die vertrackte Lage zu entspannen.

Wenige Stunden vor der Verkündung des endgültigen Ergebnisses war in Port-au-Prince die Anspannung gestiegen. Aus Angst vor möglichen Unruhen wurden im Umkreis der Wahlbehörde im Stadtteil Petion Ville starke, aus UN-Blauhelmen und haitianischer Polizei bestehende Sicherheitskräfte zusammengezogen. Bei Schießereien unter Anhängern der verschiedenen Lager wurden lokalen Presseberichten zufolge drei Menschen getötet.