Helfer: Hungersnot in Somalia ist „grenzenlos“
Addis Abeba/Rom (dpa) - Trotz aller Bemühungen der internationalen Gemeinschaft ist am Horn von Afrika kein Ende der Hungerkatastrophe in Sicht. Weiterhin fliehen jeden Tag Tausende verzweifelte Menschen aus Somalia in die Camps in Äthiopien und Kenia, um dort Zuflucht vor der Dürre zu suchen.
Aber in den Lagern gebe es noch immer nicht genug Lebensmittel für alle Flüchtlinge, und auch die medizinische Versorgung müsse weiter ausgebaut werden, berichtete der britische Sender BBC.
Besonders dramatisch bleibt die Lage aber in Somalia selbst, wo viele Menschen schon zu schwach sind, um sich auf den Weg in die Lager zu machen. Denn der Weg zu den Grenzen sei gefährlich und äußerst mühsam, da Wasserlöcher entlang der Strecke oft viele Kilometer auseinanderlägen, hieß es. Der Nationale Direktor der SOS-Kinderdörfer in Somalia, Ahmed Mohamed Ibrahim, sagte: „Die Not der hungernden Menschen ist tatsächlich grenzenlos. Was umgehend gebraucht wird, sind Nahrung, sauberes Wasser, Unterkünfte und Medikamente.“
In den am schlimmsten betroffenen und bisher unzugänglichen Gebieten in Südsomalia plant das WFP, „bereits in den nächsten Tagen“ eine Luftbrücke einzurichten. Jedoch gibt es weiterhin Sorge um die Sicherheit der UN-Mitarbeiter.
Die Direktorin des Welternährungsprogramms (WFP), Josette Sheeran, machte sich am Donnerstag selbst in der Hauptstadt Mogadischu ein Bild von der Lage. Was sie in Somalia vorgefunden habe, sei „eine Situation auf Leben und Tod“, sagte sie.
Im Norden Somalias hat die Organisation ihre Hilfslieferungen bereits intensiviert, sagte Frances Kennedy vom WFP in Rom der Presseagentur dpa. Es würden jetzt spezielle mit Vitaminen und Mineralien angereicherte Nahrungsmittel auch präventiv an Kinder unter fünf Jahren vergeben. „In Somalia haben wir drei neue Verteilungsstellen für gekochtes Essen eingerichtet als Antwort auf die steigende Anzahl von landesinternen Vertriebenen (IDPs)“, erklärte Kennedy. Allein in Mogadischu sei geplant, rund 300 000 Menschen monatlich zu helfen.
In Somalia tobt seit mehr als 20 Jahren ein Bürgerkrieg. Über Jahre hatte die Al-Shabaab-Miliz Hilfslieferungen in die von ihr kontrollierten Gebiete verboten, diese aber wegen der katastrophalen Situation kürzlich wieder zugelassen. In den von Milizen beherrschten Gebieten leben nach Angaben des Hilfswerks World Vision etwa 2,8 der insgesamt 3,7 Millionen Menschen, die in Somalia von der Dürre betroffen sind.
Auch die USA kündigten an, erstmals wieder Lebensmittel nach Südsomalia schicken zu wollen. Allerdings sei es strikte Bedingung, dass die Rebellen nicht von den Spenden profitierten, sagte Donald Steinberg von der US-Agentur für Internationale Entwicklung der BBC. „Wir müssen vom WFP und anderen Agenturen (...) versichert bekommen, dass sie keine Steuern an Al-Shabaab zahlen, nicht von Al-Shabaab bestochen werden und dass sie uneingeschränkt operieren können“, betonte Steinberg.
Die UN hatten am Mittwoch in zwei Regionen in Somalia offiziell eine Hungersnot ausgerufen. Weitere sofortige Spenden sind nötig, da die nächsten zwei Monate besonders kritisch für das Überleben von Hunderttausenden Menschen seien, hieß es. Die Hilfsorganisation Oxfam schätzte zuletzt, dass bis zum Januar eine Milliarde US-Dollar (700 Millionen Euro) nötig sind, um die Krise zu bekämpfen. Bisher sei nur ein Bruchteil dieser Summe an Spenden eingegangen.