Historischer Gruß zwischen Queen und Ex-IRA-Mann

London (dpa) - In einer historischen Geste der Versöhnung haben sich Queen Elizabeth II. und der frühere nordirische IRA-Mann Martin McGuinness die Hände gereicht.

Das Zusammentreffen am Mittwoch in Belfast war das erste Mal, dass ein Mitglied des einstigen bewaffneten Widerstandes in Nordirland der Königin persönlich gegenübertrat. Bisher wurde die Queen, die formell auch Oberbefehlshaberin der britischen Streitkräfte ist, bei den nordirischen Republikanern stets als Feindbild angesehen.

Nach Angaben der Sinn-Fein-Partei sagte McGuinness zur Queen, ihr Treffen sei „ein kraftvolles Signal, dass Frieden schaffen Führung braucht“. Zum Abschied wünschte er der Königin in irischer Sprache alles Gute.

McGuinness gilt als einer der Köpfe der Irisch Republikanischen Armee, die mit einem bürgerkriegsähnlichen Aufstand in den 1970er und 1980er Jahren die Abspaltung Nordirlands von Großbritannien erreichen wollte. Britische Medien nannten ihn eins „Staatsfeind Nummer eins“. Seit Mitte der 1990er Jahre setzte er sich jedoch für die Aussöhnung ein und gilt als einer der Baumeister des Karfreitags-Friedensabkommens von 1998. Seit 2007 ist er Vize-Ministerpräsident einer All-Parteien-Regionalregierung in Belfast.

Der zweitägige Nordirland-Besuch der Queen war Teil der Feierlichkeiten zu ihrem 60. Thronjubiläum in Nordirland. Das Treffen mit McGuinness gehörte nicht offiziell zur Jubiläums-Tour und fand im Rahmen einer Kunstausstellung statt, die sich die 86-Jährige und ihr Mann Prinz Philip (91) ansahen. Die Königin trug ein Kleid in der irischen Nationalfarbe Grün.

Am Nachmittag stand ein Besuch beim nordirischen Regionalparlament an. Dort warteten Tausende Schaulustige auf die Königin. Sie war bereits am Dienstag in Nordirland angekommen und hatte zunächst das Städtchen Enniskillen besucht. Dort waren 1987 zwölf Menschen durch eine IRA-Bombe ums Leben gekommen.

Die Sinn-Fein-Partei war einst politischer Arm der radikalen Untergrundorganisation IRA und hatte sich bisher geweigert, an einem Treffen mit der Königin teilzunehmen. Auch als Elizabeth II. im vergangenen Jahr die Republik Irland besuchte, hielten sie Abstand. Sinn Fein verfolgt das Ziel eines vereinigten Irlands, zu dem auch der britische Norden gehören soll. Obwohl seit dem Karfreitagsabkommen offiziell Frieden zwischen den Konfliktparteien herrscht, gibt es in Nordirland noch immer Anschläge und Anschlagversuche.