Homo-Gesetz: Debatte um Olympia-Boykott

Politiker kritisieren die russische Verordnung.

Washington/Berlin/Moskau. Angesichts des staatlichen Drucks auf Homosexuelle in Russland ist im Westen eine Debatte über einen Boykott der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi entbrannt. Während sich US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron für eine Teilnahme aussprachen, kam gut einen Monat vor der Bundestagswahl von deutschen Politikern scharfe Kritik.

„Was in Russland stattfindet, ist staatliche Verfolgung“, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), der „Welt am Sonntag“. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) kritisierte: „Mit der Ausgrenzung von Homosexuellen geht Russland einen weiteren großen Schritt in Richtung einer lupenreinen Diktatur.“

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) bezeichnete die Behandlung von Homosexuellen in Russland als „nicht akzeptabel“. Zugleich hält er die Debatte über einen Olympia-Boykott für falsch. „Das schadet dem berechtigten Anliegen des Minderheitenschutzes mehr, als es ihm nützt“, sagte der Minister am Rande seiner Nahostreise.

Auch Obama sagte, er halte einen Boykott nicht für angemessen. Er würde es lieber sehen, dass die US-Sportler mit Medaillengewinnen kontern. Cameron betonte ebenfalls, es sei besser, an den Spielen teilzunehmen und damit gegen die homosexuellenfeindliche Politik Russlands zu demonstrieren. „Ich bin der Meinung, dass wir Vorurteile besser infrage stellen können, wenn wir teilnehmen, anstatt die Winterspiele zu boykottieren“, schrieb Cameron im Internetdienst Twitter.

Kremlchef Wladimir Putin hatte jüngst ein Gesetz unterzeichnet, das Äußerungen über Homosexualität im Beisein von Minderjährigen mit hohen Geldstrafen belegt. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, forderte eine Klarstellung. Zuvor hatte das IOC von Zusicherungen gesprochen, dass das Gesetz während der Spiele nicht gelten solle. Sportminister Witali Mutko hatte aber betont, Athleten und Fans müssten sich an nationale Gesetze halten. dpa