IAEA: Iran produziert hochangereichertes Uran
Wien. Der Iran hat nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA damit begonnen, auf 20 Prozent angereichertes Uran herzustellen. Die Anreicherung finde in der 160 Kilometer südwestlich von Teheran gelegenen Atomanlage Fordo statt.
Das teilte IAEA-Sprecherin Gill Tudor am Montag der dpa in Wien mit. Sie fügte hinzu: „Das gesamte Atommaterial in der Anlage bleibt unter der Kontrolle und Überwachung der Behörde (IAEA).“ Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kritisierte die Urananreicherung als einen Schritt der weiteren Eskalation.
Der Iran hatte die Inbetriebnahme der Urananreicherungsanlage in Fordo am Wochenende angekündigt. Die Existenz der lange geheim gehaltenen Anlage in einem unterirdischen Tunnelsystem hatte die Führung in Teheran erst 2009 zugegeben. Fordo ist neben der Hauptanlage in Natans die zweite Anlage zur Anreicherung von Uran im Iran.
Westerwelle erklärte, damit wachse die Sorge der Staatengemeinschaft, dass das iranische Nuklearprogramm militärischen Zwecken diene. Der Iran müsse seinen internationalen Verpflichtungen endlich nachkommen und die Urananreicherung sofort einstellen. Sonst seien „scharfe Sanktionen“ nötig. Westerwelle zeigte sich zuversichtlich, dass auf dem nächsten EU-Außenrat am 30. Januar neue und härtere Sanktionen gegen Ölexporte aus dem Iran beschlossen werden.
Der britische Außenminister William Hague verurteilte den Produktionsstart als „provokativen Akt“. Dass der Iran dies heimlich tue, unterhöhle die Beteuerungen Teherans, das Programm habe ausschließlich zivile Hintergründe, sagte Hague am Montag in London. Der Iran könne keine glaubwürdigen Gründe vorweisen, warum das Land diese Mengen an hochangereichertem Uran benötige. Hague rief Teheran auf, die Produktion sofort zu stoppen. „Ich bin extrem enttäuscht über die Entscheidung des Irans, Anreicherungsprozesse (...) zu starten“, sagte Hague.
Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms heimlich an Nuklearwaffen zu arbeiten. Teheran bestreitet das, kooperiert aber seit Jahren nicht ausreichend mit den Atomwächtern in Wien.
IAEA-Chef Yukiya Amano hatte bereits Anfang September 2011 bestätigt, dass in Fordo Zentrifugen zur Anreicherung von Uran installiert worden sein. Inspektoren der Atomenergiebehörde hatten Fordo im Oktober 2009 erstmals besucht. Nach iranischen Angaben sollen dort mindestens 3000 Zentrifugen installiert werden.
Natur-Uran enthält nur zu etwa 0,7 Prozent das spaltbare Isotop 235. Zur Verwendung in Kernkraftwerken muss dessen Konzentration auf 2 bis 5 Prozent erhöht werden. Von hochangereichertem Uran spricht man bei 20 und mehr Prozent. Teheran macht geltend, das auf 20 Prozent angereicherte Material sei für medizinische Zwecke. Für den Bau von Atombomben wird Uran eines weit höheren Anreicherungsgrades benötigt. dpa