In Südafrika tobt ein unwürdiger Kampf um das Erbe Nelson Mandelas

Ausnutzung des Namens des Anti-Apartheids-Kämpfers hat Tradition — interessiert sind Politiker und die Familie des 94-Jährigen.

Kapstadt. Die jüngsten Bilder des schwer kranken Nelson Mandela haben vieler Südafrikaner erschüttert. Das vom Staatsfernsehen ausgestrahlte aufwühlende Video zeigt den 94 Jahre alten Nationalhelden Südafrikas als hilflos und abwesend wirkenden Greis mit leerer Miene.

Um ihn herum lächeln alle in die Kameras, Südafrikas Präsident Jacob Zuma, andere Größen der Regierungspartei ANC und Familienmitglieder. Mandela sei „in guter Verfassung und guten Mutes“, meinte Zuma danach. Den Bildern war das schwer zu entnehmen. „Vorgeführt wie in einem Zoo, Schande über den ANC“ sagen Kritiker. „Der ANC hat ihm sein Recht auf Würde verweigert“, kommentierte die „Sunday Times“.

Ein Trost dürfte sein, dass der Vater des modernen Südafrikas kaum noch etwas von den Turbulenzen um seine Person mitbekommt. Politiker sprechen von „fortschreitender Demenz“, offiziell bestätigt wird das nicht. Deshalb wird der 94-Jährige kaum von den Rechtsstreitigkeiten um sein Erbe wissen.

Denn die juristische Auseinandersetzung mit seinen Töchtern Zenani (54) und Makaziwe (60) spitzt sich zu: Sie wollen vor Gericht durchsetzen, Zugang zum millionenschweren Familienbesitz zu bekommen; außerdem möchten sie Kunstwerke mit Mandelas Namen verkaufen. Die Schwestern wollen die Treuhänder ihres Vaters, die Anwälte Bally Chuene und George Bizos sowie Wohnungsbauminister Tokyo Sexwale, entmachten. Makaziwe Mandela wehrte sich aber in einem Interview: „Der Vorwurf, wir seien gierig, ist Unsinn.“

Schon lange wird mit dem Namen Mandela viel Geld gemacht. Seine Stiftung nimmt jährlich Millionen ein. Es gibt Mandela-Poster, Kunstgegenstände mit seiner Unterschrift, einen „Mandela-Wein“ und ein Mode-Label mit seiner Häftlingsnummer 46664 von der Gefängnisinsel Robben Island. Hier verbrachte Mandela viele der 27 Jahre Haft im rassistischen Apartheid-Staat.

Der Enkel Mandla Mandela (38), ANC-Abgeordneter, soll Medienberichten zufolge im Heimatort seines Großvaters die TV-Rechte für die Beerdigung für 300 000 Euro ans Fernsehen verkauft haben.

Ganz andere Interessen haben Politiker. Groß ist die Furcht vor dem Tod des Nationalhelden, der nach dem Sieg gegen das Apartheid-Regime sein Land vor der Katastrophe eines blutigen Konflikts zwischen Schwarzen und Weißen bewahrte. Zum anderen gilt es, sich als politische Erben Mandelas zu präsentieren — am besten bei öffentlichen Auftritten und Fototerminen.

Allerdings muss man bei den jüngsten, umstrittenen Bildern seiner Partei und Familie zugutehalten, dass sie vielleicht nur bösartigen Gerüchten begegnen wollten. Über Wochen hielt sich das Gerücht, Mandela werde nur noch künstlich am Leben erhalten, bis die Regierung alle Vorbereitungen getroffen habe. Es spricht vieles dafür, dass die Verantwortlichen mit den aktuellen Bildern die Spekulationen beenden wollten.