Irak-Krise: Kerry dringt in Bagdad auf Einheitsregierung

US-Außenminister überraschend im Irak. Terror-Gruppe Isis weiter auf Vormarsch.

Irak-Krise: Kerry dringt in Bagdad auf Einheitsregierung
Foto: Reuters

Bagdad. Bei einem überraschenden Besuch in Bagdad hat US-Außenminister John Kerry die politische Führung des Landes zur Bildung einer Einheitsregierung gedrängt. Damit reagierte Kerry auf den Vormarsch der extremistischen Isis-Milizen, die auch am Montag weitere Orte im Irak erobern konnten. Der US-Außenminister traf in der irakischen Hauptstadt mit Regierungschef Nuri al-Maliki und anderen führenden Politikern zusammen. Kerry wollte seine Gesprächspartner dazu bringen, eine Regierung zu bilden, die die Interessen aller Iraker vertrete.

Die Kämpfer der sunnitischen Terror-Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) hissten am Montag ihre schwarze Flagge in dem Ort Al-Alam südöstlich der Stadt Tikrit. Zusammen mit einheimischen Verbündeten hätten sie Polizei und Militär aus dem Gebiet vertrieben, hieß es aus irakischen Sicherheitskreisen. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete, Isis-Einheiten hätten auch den Ort Tal Afar im Nordwesten unter ihre Kontrolle gebracht.

Al-Maliki steht seit langem in der Kritik, weil seine von Schiiten dominierte Regierung die Sunniten im Irak diskriminiert. Nach dem Vormarsch der Isis im Norden und Westen des Landes steigt im In- und Ausland der Druck auf den schiitischen Ministerpräsidenten, sein Amt aufzugeben. Der Regierungschef lehnt einen Rücktritt jedoch ab. Laut dem Nachrichtenportal „Al-Sumaria“ sagte er beim Treffen mit Kerry, die stärkste politische Kraft im Land müsse die nächste Regierung bilden. Al-Maliki war aus den Parlamentswahlen im Mai mit seiner Rechtsstaats-Allianz als Sieger hervorgegangen.

Bereits am Wochenende hatten die Isis-Milizen weitere Orte im Norden und Westen des Iraks eingenommen und ihre Machtposition ausgebaut. Sie wollen Medienberichten zufolge auch den zweitgrößten Staudamm im Land mit einem strategisch wichtigen Wasserkraftwerk erobern. Damit hätten sie die Kontrolle über wichtige Quellen für die Wasser- und Stromversorgung. Isis hat im Norden des Iraks bereits die Millionenstadt Mossul eingenommen, in deren Nähe ebenfalls eine große Talsperre liegt.