Iran-Verhandlungen mit Schwung gestartet
Wien (dpa) - Die Verhandlungen über das umstrittene iranische Atomprogramm in Wien haben entgegen skeptischer Erwartungen mit einigem Schwung begonnen.
„Wir hatten heute Morgen einen vielversprechenden Beginn und hoffen diesen Trend in den nächsten drei Tagen auch weiterzuführen“, sagte Irans Vizeaußenminister Abbas Araghchi am Dienstag. Das erste Treffen sei von einer guten Atmosphäre geprägt gewesen, sagte der Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Es seien intensive und schwierige Gespräche zu erwarten.
Die fünf UN-Vetomächte (USA, China, Russland, Frankreich und Großbritannien) sowie Deutschland (5+1-Gruppe) wollen mit dem Iran Grundlagen für eine umfassende Lösung des Streits um das iranische Atomprogramm erarbeiten. Die Gespräche sollen bis Donnerstag dauern. Teheran hofft auf Aufhebung weiterer Wirtschaftssanktionen, die 5+1-Gruppe will Gewissheit über den friedlichen Charakter des iranischen Atomprogramms. „Wir sind bereit, diese Sorgen zu bereinigen und hoffen, dass auch die Gegenseite mit der Aufhebung aller Sanktionen seriös ist“, sagte Araghchi.
Als Knackpunkte gelten die Zukunft des Schwerwasserreaktors Arak, dessen Plutonium auch für den Bau einer Atombombe verwendet werden könnte. Außerdem ist zu klären, ob Nuklearanlagen zurückgebaut werden müssen und in welchem Ausmaß die Urananreicherung eingeschränkt wird. Für die Atommächte kommt es darauf an, dass alle Schritte jederzeit durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) verifiziert werden können. Grundsätzlich will die 5+1-Gruppe erreichen, dass der Iran die Fähigkeit verliert, binnen kurzer Zeit eine Atombombe zu bauen.
Die Verhandlungen stehen unter kritischer Beobachtung durch den US-Kongress, durch Israel und auch durch konservative Gruppen im Iran. Die in den nächsten sechs Monaten angestrebte umfassende Lösung müsse die Grundlage für internationales Vertrauen legen, betonen hohe US-Regierungsbeamte. Es werde nur ein Gesamtpaket mit größtmöglicher Transparenz abgeschlossen werden können.
Die Runde unter der Leitung der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton ist das erste große Folgetreffen nach der Einigung auf ein Zwischenabkommen im vergangenen November in Genf.
Der Westen verdächtigt Teheran seit Jahren, unter dem Deckmantel eines zivilen Programms heimlich Kernwaffen zu entwickeln. Der Iran bestreitet das. Der UN-Sicherheitsrat verhängte 2006 erste Sanktionen gegen das Land. Nach dem Amtsantritt des neuen iranischen Präsidenten Hassan Ruhani 2013 kam Bewegung in den Konflikt.