Iren wählen neuen Präsidenten

Dublin (dpa) - Nach einer wochenlangen Schlammschlacht im Wahlkampf und mehreren emotional geführten Fernsehdebatten haben die Iren am Donnerstag einen neuen Präsidenten ihrer Republik gewählt.

Das Ergebnis der Abstimmung wird wegen des komplizierten Auszählungsverfahrens erst am Freitag erwartet. Zur Wahl standen für die mehr als drei Millionen Wahlberechtigten sieben Kandidaten. Am Nachmittag hatte sich nach irischen Medienberichten eine geringe Wahlbeteiligung abgezeichnet.

Als Favoriten hatten sich im Wahlkampf der Labour-Politiker und frühere Kulturminister Michael D. Higgins sowie der Unternehmer und Fernseh-Juror Sean Gallagher herauskristallisiert. Dem ehemaligen IRA-Aktivisten und bisherigen stellvertretenden Ministerpräsidenten im britischen Nordirland, Martin McGuinness, wurden nur Außenseiterchancen eingeräumt.

Nach dem irischen Wahlsystem entscheiden sich die Wähler normalerweise nicht nur für einen Kandidaten, sondern können auch für die übrigen Bewerber eine Rangliste erstellen. Dieses Wahlsystem zieht ein kompliziertes Auszählungsverfahren nach sich. Ergebnisse der Wahl werden deshalb frühestens am Freitag erwartet.

Der irische Präsident hat vor allem repräsentative Aufgaben. So soll er - ähnlich wie der Bundespräsident in Deutschland - eine Art moralische Instanz sein. Außerdem ernennt er den Premierminister oder löst das Parlament vor Neuwahlen auf. Amtsinhaberin Mary McAleese war 14 Jahre lang Präsidentin und darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.

Im teils erbittert geführten Wahlkampf war wiederholt die Vergangenheit einzelner Kandidaten aufgewühlt worden. Zuletzt hatten politische Gegner den als unabhängigen Kandidaten angetretenen Sean Gallagher - in Umfragen eine Woche vor dem Wahltermin in Führung - in eine Spendenaffäre verwickelt. In einer Online-Umfrage kurz vor der Wahl lag Higgins vorn.