Lebenslang für Ex-Marineoffiziere in Argentinien
Buenos Aires (dpa) - Der als „Todesengel“ berüchtigte ehemalige Fregattenkapitän Alfredo Astiz und elf andere frühere Offiziere der Militärdiktatur sind in Argentinien zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Ein Gericht in Buenos Aires befand sie schwerer Menschenrechtsverletzungen für schuldig.
Vier Ex-Offiziere wurden zu Freiheitsstrafen zwischen 18 und 25 Jahren verurteilt.
In dem vor zwei Jahren begonnenen Prozess ging es um 86 Fälle von Entführungen, Folterungen und Morden an Gegnern der von 1976 bis 1983 dauernden Militärdiktatur in der ehemaligen Marine-Schule ESMA. Der ranghöchste Militär unter den Verurteilten ist der frühere Außenminister der Militärjunta und ehemalige Vizeadmiral Oscar Montes, der ebenfalls lebenslange Haft absitzen muss.
Nur zwei der 18 Angeklagten wurden freigesprochen. Sie bleiben aber in Haft, weil sie in weiteren Prozessen vor Gericht stehen. Unter den 160 Zeugen befanden sich 79 Überlebende der Folterkammern der Marine.
Astiz (59) wurde unter anderem für die Entführungen der Gründerin der Organisation Mütter der Plaza de Mayo, Azucena Villaflor, und der französischen Nonnen Léonie Duquet und Alice Domon mitverantwortlich gemacht, die später von den Militärs getötet wurden. Der damals junge Offizier wurde von überlebenden Mai-Müttern auf Pressebildern wiedererkannt, als er sich im Falkland-Krieg 1982 den britischen Truppen ergab. Astiz war bereits in Frankreich und in Italien in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
In der ESMA wurden um die 4500 Menschen illegal gefangen gehalten und gefoltert. Ein Großteil dieser politischen Häftlinge wurde bei den sogenannten „Todesflügen“ von Marineflugzeugen aus lebend über den Rio de la Plata abgeworfen. Die Prozesse wegen Menschenrechtsverletzungen der Militär-Diktatur konnten erst ab 2006 wieder aufgenommen werden, als verschiedene Amnestie-Gesetze aufgehoben wurden. Die ehemalige Marine-Schule ist heute Museum und Gedenkstätte.