Isaf-Kommandeur erwartet harte Kämpfe in Afghanistan
Kabul (dpa) - Vor dem Hintergrund des laufenden Rückzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan erwartet der Kommandeur der Schutztruppe Isaf in den kommenden Monaten weiterhin schwere Gefechte in den Taliban-Hochburgen im Osten des Landes.
„Im Osten wird es in diesem Jahr noch erhebliche Kämpfe geben“, sagte US-General John Allen vor deutschen Journalisten in Kabul. Während die Zahl der US-Soldaten insgesamt verringert werde, würden in Ostafghanistan in Erwartung einer Sommeroffensive der radikal-islamischen Aufständischen starke Kräfte konzentriert.
Bis September wollen die USA rund 23 000 ihrer derzeit noch 90 000 Soldaten aus Afghanistan abziehen. Bereits im vergangenen Jahre waren rund 10 000 US-Soldaten zurück in die Heimat beordert worden. Auch die Bundeswehr wird in den kommende Monaten ihre Truppenstärke um mehrere hundert Soldaten reduzieren.
Entscheidend für den Erfolg des internationalen Einsatzes in Afghanistan ist nach Aussage von General Allen jedoch das kommende Jahr. Im Herbst 2013 sollten die afghanische Armee und Polizei in allen Landesteilen die Verantwortung für die Sicherheit der Bevölkerung tragen. „Wir wollen, dass die afghanischen Sicherheitskräfte die Führung übernehmen“, sagte Allen. „Das ist ein wichtiges Zeichen für die Souveränität Afghanistans.“
Der schrittweise Kommandowechsel hatte im Juli 2011 begonnen. Die Aus- und Weiterbildung der afghanischen Sicherheitskräfte werde aber auch nach dem geplanten Ende des Kampfeinsatzes 2014 fortgesetzt werden, betonte Allen. Man sei auf einem gutem Weg, wobei vor allem Deutschland einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung der afghanischen Sicherheitskräfte geleistet habe. „Aber bei Ausbildung und Ausrüstung müssen wir noch viel mehr tun.“ Nach afghanischen Angaben sollen in den kommenden Monaten insgesamt 352 000 afghanische Soldaten und Polizisten einsatzbereit sein.
Derzeit verhandeln die Regierungen der USA und Afghanistans über eine strategische Partnerschaft für die Zeit nach 2014. Zuletzt waren die Gespräche immer wieder ins Stocken geraten, da der afghanischen Präsident Hamid Karsai die Unterzeichnung des Abkommens an Bedingungen knüpft. So fordert er von den Nato-Truppen unter anderem ein Ende der umstrittenen nächtlichen Kommandooperationen gegen mutmaßliche Aufständische, der sogenannten Night Raids.
In der Vergangenheit seien an Night Raids nur US-Truppen beteiligt gewesen, räumte Allen ein. Inzwischen würden aber alle Einsätze dieser Art gemeinsam von ausländischen und afghanischen Spezialkräften geführt. Die Afghanen seien zudem in immer mehr Fällen für den Zugriff auf Verdächtige verantwortlich, während US-Truppen die Umgebung sicherten. „Für die Afghanen und für Präsident Karsai ist wichtig: Wenn wir ein Haus stürmen müssen, dann muss das durch afghanische Kräfte erfolgen“, betonte der General. „Das ist nun bei den meisten Einsätzen der Fall.“