Islamisten in Irak: Iran deutet Kooperation mit USA an
Im Irak rücken die Islamisten vor. Beim Nachbarn Iran wächst die Unruhe. Selbst eine Zusammenarbeit mit Obama scheint möglich.
Wien. Der Iran schmäht die USA als „Großen Satan“ und Urheber fast aller Krisen in seiner weiteren Nachbarschaft. Die USA bezichtigen im Gegenzug das von Klerikern regierte Land, wesentlich die Spannungen im Nahen Osten zu schüren und den Terrorismus zu fördern. So ließen sich über Jahre die gängigen Feindbilder beschreiben — was sich nun aber flugs ändern könnte. Denn der Vormarsch der islamistischen Isis-Terrormiliz im Irak nötigt die beiden Erzfeinde zur Zusammenarbeit.
Beide Länder haben in Irak Interessen, die nun von der neuen Terrorwelle der sunnitischen Dschihadisten gefährdet sind. „Geopolitisch ist, auch falls widerwillig, die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit nur noch eine Frage der Zeit“, sagt ein Politologe in Teheran.
Die iranische Führung zeigt sich aber noch skeptisch. „Die US-Politik ist ja die Ursache für die Entstehung von Terrorgruppen wie Isis“, sagt Ali Schamchani, Generalsekretär des Sicherheitsrates. Weder der Irak noch der Iran — beide von Schiiten dominiert — sollten daher auf die Amerikaner zählen. Besonders die US-Politik in Syrien habe dazu geführt, dass Terrorismus nun die gesamte Region destabilisiert hat.
Schamchani sagte zugleich, dass Iran dem Irak helfen werde — der Regierung und der Menschen wegen, und unabhängig von den USA. Die Amerikaner sollten ihre „illegitimen“ Interessen im Irak und in der Region gefälligst selbst beschützen und die Probleme wegen ihrer falschen Nahostpolitik auch selber lösen.
Präsident Hassan Ruhani sieht das grundsätzlich genauso, aber er schließt eine Zusammenarbeit mit den USA nicht aus. „Wenn die sich melden, könnte man über eine Zusammenarbeit nachdenken“, sagt der moderate Kleriker. Die Zeiten seien vorbei, in denen der Kontakt zwischen den beiden Ländern zu den außenpolitischen Tabus zählte. Hassan Ruhani habe schon mehrmals Post von seinem amerikanischen Amtskollegen erhalten und sie auch beantwortet. Auch er habe Barack Obama mehrmals geschrieben und auch er habe geantwortet.
Ein ausländischer Diplomat in Teheran sagt: „Der Iran muss außenpolitisch, auch oder besonders mit Blick auf die Atomverhandlungen, mit den Amerikanern zusammenarbeiten.“ Der Iran will möglichst bis Ende Juli eine Einigung im Atomstreit und damit ein Ende der für das Land schmerzhaften Wirtschaftssanktionen erreichen. Ein Politologe analysiert: „Ruhani kann politisch soviel punkten, wie er will, aber ohne ein Ende der Wirtschaftskrise wäre das alles brotlose Kunst.“
Es ist ein offenes Geheimnis, dass, obwohl der Iran mit den fünf UN-Vetomächten plus Deutschland verhandelt, eine Einigung im Atomstreit ohne den Segen der USA nicht zustande kommen kann. Eine Zusammenarbeit gegen Isis könnte viele Türen öffnen, auch für eine Atomeinigung.