Islamistischer Terror im Urlaubsland Kenia
Extremisten aus Somalia kämpfen für einen Gottesstaat und lähmen den Tourismus.
Nairobi. Seit Jahrzehnten gilt Kenia als eines der schönsten Urlaubsziele der Welt: Im Süden locken schneeweiße Strände am Indischen Ozean, und die Nationalparks bieten alles, wovon Safari-Fans träumen. Aber seit somalische Islamisten in der Hauptstadt Nairobi und an der Küste rund um Mombasa immer wieder Terroranschläge verüben, liegt der für die Wirtschaft des Landes so wichtige Tourismussektor am Boden.
Montag erst wurde bekannt, dass Unbekannte am Sonntagabend bei einem Angriff auf einen Ort nahe der kenianischen Küste mindestens 48 Menschen getötet hatten. Der betroffene Ort Mpeketoni liegt rund 50 Kilometer von der bei Touristen aus aller Welt beliebten Urlauberinsel Lamu entfernt.
Experten vermuten, dass die somalische Islamistenmiliz Al-Shabaab für den Angriff verantwortlich ist. Die Al-Shabaab kämpft seit Jahren für einen Gottesstaat am Horn von Afrika, der sich am „Heiligen Krieg“ (Dschihad) beteiligen soll. Ihre Heimat ist Somalia, doch schlagen die Kämpfer auch jenseits der Grenzen zu — auch in Kenia. Ein Kommando der Islamisten hatte im September 2013 ein Einkaufszentrum in Nairobi überfallen — mehr als 60 Menschen wurden damals getötet.
Der Terror lähmt den Tourismus. „Der Branche ist es vor allem in der Küstenregion noch nie so schlecht gegangen wie derzeit“, sagt Lucy Karume, die Vorsitzende der Kenya Tourism Federation (KTF). Mittlerweile kämen 70 bis 80 Prozent weniger Urlauber als früher üblich. „Die Stornierungen haben jede Hotelgruppe durchschnittlich 80 bis 100 Millionen kenianische Schilling (660 000 bis 820 000 Euro) gekostet.“
Bereits vor mehreren Wochen haben zahlreiche westliche Staaten ihre Reisehinweise für Kenia verschärft, darunter Deutschland. Großbritannien rät seinen Bürgern, einen Teil des Großraums Mombasa und einige Strände sowohl im Süden als auch im Norden zu meiden. Die Warnungen zeigten Wirkung: Viele Urlauber stornierten ihre Reisen nach Ostafrika.
Derweil hat die Polizei die Sicherheitmaßnahmen in vielen Landesteilen verstärkt. Unter anderem patrouillierten Sicherheitsbeamte in Zivil an den Stränden, erklärt Polizeichef Robert Kitur. Außerdem gebe es bewaffnete Eskorten für Touristen, die in Mombasa landen, und scharfe Sicherheitskontrollen an den Eingängen der Hotels.
Die Touristen, die sich trotz aller Hiobsbotschaften nach Kenia getraut haben, sind zumeist begeistert. „Wir haben unseren Trip sehr genossen“, sagt etwa die Amerikanerin Patricia Stevens-Kopf, die mit ihrem Mann Barry mehrere Wochen auf Safari war. „Kenia hat unsere Erwartungen übertroffen, das Land ist atemberaubend schön.“