Israel rüstet sich für Verschärfung des Gaza-Krieges
Tel Aviv/Gaza (dpa) - Israel bereitet sich auf eine erneute Verschärfung des Gaza-Krieges vor und beruft 10 000 Reservisten ein. Zugleich setzte die Luftwaffe ihre Angriffe in dem palästinensischen Gebiet am Mittelmeer fort.
Dabei starben mindestens 22 Menschen, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Maan meldete. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben 41 Ziele im Gazastreifen an. Die Lage der 1,8 Millionen Menschen dort wurde immer verzweifelter. Militante Palästinenser schossen seit Mitternacht mindestens 81 Raketen auf Israel ab. Dort mussten die Menschen immer wieder in die Bunker hasten.
Ziel der israelischen Luftschläge wurden nun auch Anführer der radikal-islamischen Hamas. Am frühen Morgen starben bei einem solchen Angriff in Rafah drei hochrangige Militärchefs der Hamas: Mohammed Abu Schimala, Raed al-Attar und Mohammed Barhum.
Der militärische Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, gaben sich kämpferisch: „Die Tötung unserer Führer wird uns nicht schwächen“, hieß es in einer Mitteilung. Die drei Führer hätten ihr Blut für ihr Volk geopfert. Die erneute Mobilisierung in Israel wurde als Warnsignal gedeutet, dass eine neue Bodenoffensive Israels bevorstehen könnte. Als Israel zwischen dem 17. Juli und dem 3. August mit Bodentruppen in den Gazastreifen schickte, waren 82 000 Reservisten einberufen worden.
Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon sagte, die drei getöteten Hamas-Führer seien verantwortlich für „schwere Angriffe auf Zivilisten und Soldaten“. Sie seien auch an der Entführung des Soldaten Gilad Schalit im Jahr 2006 beteiligt gewesen.
Regierungschef Benjamin Netanjahu lobte die Arbeit der Geheimdienste. Durch ihren Einsatz seien „tödliche Anschläge“ auf Israelis verhindert worden. Zugleich deutete er bei einer Rede am Mittwochabend jedoch auch vage die Möglichkeit einer Friedensregelung an: „Wer sagt, dass wir den Frieden aufgegeben haben?“. Ohne Einzelheiten zu nennen kündigte Netanjahu dabei einen „neuen diplomatischen Horizont“ an.
Bei dem gezielten Angriff Israels auf den Militärchef der Hamas, Mohammed Deif, ist auch dessen Tochter getötet worden. Die Leiche sei erst zwei Tage später in den Trümmern des Hauses gefunden worden, sagte Aschraf al-Kidra, Sprecher des Gaza-Gesundheitsministeriums. Bei dem Angriff am Dienstagabend waren auch Deifs Frau und sein kleiner Sohn getötet worden.
Ob Deif selbst noch am Leben ist, war weiter unbekannt. Israel soll in den vergangenen Jahren schon fünf mal versucht haben, den 1962 geborenen Deif umzubringen. Dabei trug er dauerhafte Behinderungen davon. Israel wirft ihm die Beteiligung an zahlreichen tödlichen Angriffen auf Israelis und auch die Steuerung des derzeitigen Gaza-Krieges vor.
Der gemäßigte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas traf sich nach palästinensischen Angaben am Donnerstag in Katar mit dem Exil-Chef der Hamas, Chaled Maschaal, um die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen zu besprechen.
Der UN-Sicherheitsrat in New York rief die Konfliktparteien im Nahen Osten „dringend“ dazu auf, Verhandlungen über eine erneute und „langanhaltende“ Waffenruhe aufzunehmen. Israel und die Palästinenser sollten eine Eskalation des Konflikts verhindern und stattdessen eine sofortige Feuerpause vereinbaren, sagte der Vorsitzende des Rats, der britische UN-Botschafter Mark Lyall Grant, am Mittwoch in New York.
Die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der israelischen Angriffe am 8. Juli stieg nach palästinensischen Angaben auf 2075. Mehr als 10 000 Menschen seien verletzt worden. Auf israelischer Seite kamen 64 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben, Hunderte wurden verletzt.