Jetzt offiziell: Sarkozy stellt sich zur Wiederwahl
Paris (dpa) - Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat offiziell seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit erklärt. Der 57-jährige Konservative bestätigte am Mittwochabend erstmals öffentlich, dass er bei den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr antreten wird.
„Ja, ich bin Kandidat“, sagte er in einem Live-Interview des Fernsehsenders TF1. Die Entscheidung sei nicht automatisch gefallen. „Ich wollte wissen, ob ich die Energie und die Stärke habe“, erklärte Sarkozy.
Gleichzeitig betonte der Präsident, dass ein Kandidaturverzicht in Zeiten der Krise einer Flucht vor der Verantwortung gleichgekommen wäre. Er wolle den Franzosen weitere Vorschläge machen und beispielsweise die Mitbestimmung durch Volksabstimmungen ausbauen. „Wenn wir unser Sozialmodell und unsere Art zu leben erhalten wollen, werden wir weitere Änderungen brauchen.“
Zur bevorstehenden Kampagne erklärte Sarkozy: „Ich werde versuchen, die Wahrheit zu sagen, die richtigen Fragen zu stellen und starke Vorschläge machen.“ Dann werde er zu den Franzosen sagen: „Jetzt entscheidet Euch.“ Im Fall seiner Wiederwahl werde die zweite Amtszeit nicht so wie die erste sein.
Um sein Ziel zu erreichen, muss Sarkozy in den nächsten Wochen einen Stimmungsumschwung erreichen. In der Wählergunst liegt er derzeit mit großem Abstand hinter seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande, sieben von zehn Franzosen halten die Bilanz Sarkozys erster Amtszeit für unbefriedigend.
Der Kandidat der größten Oppositionspartei würde jüngsten Umfragen zufolge eine Stichwahl mit 57 Prozent der Stimmen gewinnen. Nach Angaben von Meinungsforschern hatte seit mehr als 50 Jahren kein Präsident mehr eine so schlechte Ausgangsbasis für eine weitere Amtszeit wie Sarkozy.
Im Regierungslager wird den schlechten Umfragewerten offiziell keine Bedeutung beigemessen. „Jetzt beginnt der echte Wahlkampf. Mit dem Eintritt von Nicolas Sarkozy in die Kampagne wird sich alles ändern“, sagte Außenminister Alain Juppé am Mittwoch. Die als Wahlkampf-Sprecherin des Präsidenten gehandelte Umweltministerin Nathalie Kosciuscko-Morizet sprach von einem Wendepunkt.
Zu den prominentesten Unterstützerinnen von Sarkozy im Ausland gehört Bundeskanzlerin Angela Merkel. In ihrer Funktion als CDU-Vorsitzende will sie Sarkozy sogar bei Wahlkampfauftritten unterstützen. Die SPD will hingegen trotz politischer Differenzen dem sozialistischen Kandidaten Hollande helfen.
Die französischen Präsidentschaftswahlen beginnen am 22. April mit dem ersten Wahlgang, der zweite ist für den 6. Mai angesetzt. Die erste große Wahlkampfveranstaltung mit Sarkozy ist für Sonntag in Marseille geplant. Auf dem Weg zum Interview-Termin am Mittwoch wurde der Präsident von seiner Frau Carla Bruni-Sarkozy begleitet. Sarkozy hatte die Sängerin im Februar 2008 zu Beginn seiner ersten Amtszeit geheiratet.
Sarkozy hatte seine Kandidaturpläne bis Mittwochabend nie offiziell bestätigt, allerdings auch keine Zweifel daran gelassen. Am Mittwoch verbreitete der 57-Jährige den Termin seines TV-Auftritts über den Kurznachrichtendienst Twitter. „Guten Tag an alle, ich bin sehr glücklich, heute mein Twitter-Konto zu starten“, schrieb der Präsident um 8.14 Uhr unter dem Kürzel „NS“. „Danke an alle, die mir folgen werden.“ Am Abend hatte er bereits mehr als 50 000 sogenannte Follower. So werden Internetnutzer bezeichnet, die bei Twitter Nachrichten einer bestimmten Person kostenlos abonniert haben.