US-Wahlkampf Jürgen Hardt: "Trump wird nicht aufgeben"

Berlin. Der Koordinator der Bundesregierung für die transatlantischen Beziehungen, Jürgen Hardt, sieht auch nach dem zweiten TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton im Vorteil.

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Mit ihr wäre die Zusammenarbeit einfacher, so der CDU-Außenpolitiker zu unserer Redaktion.

Herr Hardt, welche Erkenntnis ziehen Sie aus dem zweiten TV-Duell zwischen Clinton und Trump?

Hardt: Hillary Clinton hat auch nach dem jüngsten Duell Vorteile. Ihr reicht es ja, wenn sie die demokratischen Stammstaaten holt und noch einen großen Swing-State wie Florida. Von diesen Staaten müsste Trump einen Großteil gewinnen, davon gehe ich jedoch nicht aus. Aber: Es gibt bei dieser Wahl eine erhebliche Unsicherheit, da voraussichtlich viele Menschen ihre Stimme abgeben werden, die bisher nicht zur Wahl gegangen sind.

War der letzte Skandal Trumps, das Video mit seinen frauenfeindlichen Äußerungen, aber nicht der Anfang von seinem Ende?

H: Das glaube ich nicht. Fakt ist zwar, dass dieser Skandal die konservative Mitte Amerikas extrem abgeschreckt hat. Der Wahlkampf hat ohnehin eine Dimension erreicht, die viele in Amerika abstößt. Das ist übrigens eine weitere Unwägbarkeit, wenn man eine Prognose für den Ausgang geben will. Ich war zwischenzeitlich in den USA, und keiner meiner Gesprächspartner wollte sich darauf einlassen, Trumps Ende als Kandidat vorherzusagen.

Aber immer mehr prominente Republikaner distanzieren sich von ihm.

H: Man muss wissen: Seit vergangenem Montag werden in den ersten Saaten die Wahlzettel, also die Wahlunterlagen verschickt. Da steht Trump nun mal drauf. Wenn er hinwirft, womit ich aber nicht rechne, würde Trumps Kandidat für die Vize-Präsidentschaft, Mike Pence, nachrücken. Das wäre aber in der amerikanischen Geschichte ein einmaliger Vorgang. Viel wichtiger ist aus meiner Sicht, wie Trump reagieren wird, wenn er die Wahl verlieren sollte. Trump wird auch dann vermutlich nicht aufgeben.

Beide Kandidaten zeichnen ein unterschiedliches Bild der USA: Trump sieht das Land am Boden, Clinton nicht. Was ist wahr?

H: Nach meinem Eindruck hat sich Amerika in den letzten acht Jahren arbeitsmarkt- und sozialpolitisch positiv entwickelt. Das Land ist aber noch weit davon entfernt, ein Sozialstaat nach deutscher Prägung zu sein. Dazu ist die Zahl der Menschen zu groß, die vom wirtschaftlichen Aufschwung nicht profitieren. Die Aufgabe jedes neuen Präsidenten wird daher sein, auf diesem Feld weiter voranzukommen.

Wäre der Bundesregierung eine Präsidentin Clinton lieber?

H: Die Bundesregierung wird mit jedem gewählten Präsidenten zusammenarbeiten. Aber dass wir bei Clinton eine Vorstellung davon haben, wie sie ihre Außenpolitik gestalten wird, liegt auf der Hand. Über Trumps konkrete außenpolitische Vorstellungen lässt sich bestenfalls spekulieren. Vor diesem Hintergrund ist es klar, dass eine Präsidentin Clinton die deutlich einfacheren Voraussetzungen für die zukünftige Zusammenarbeit bieten würde.