US-Vorwahlen Junge Wähler geben den Ausschlag bei US-Wahlen

In den USA gibt es so viele Junge wie noch nie. Sie könnten die Wahl in den USA entscheiden und Trump als Präsidenten verhindern.

Bernie Sanders ist der Favorit der jungen Wähler in den USA.

Foto: Justin Sullivan Pool

Berkeley. Bernie Sanders (74) ist der älteste Kandidat im aktuellen Präsidentschaftswahlkampf. Aber die jungen Wähler mögen Sanders. Und Sanders mag sie. „Wie man eine Wahl gewinnt? Man sammelt die jungen Leute ein, die die Politik schon aufgegeben haben“, sagt Sanders. Er weiß, wie es geht. Immerhin hat er allein in den US-Bundesstaaten Iowa und New Hampshire, den ersten beiden Staaten, in denen Vorwahlen stattfanden, mehr als 80 Prozent der Stimmen von Demokraten unter 30 Jahren bekommen. Ebenso in Nevada. Dort unterlag er zwar Hillary Clinton (68) mit 5,5 Prozent Abstand. Aber ohne die jungen Wähler wären es mehr als 20 gewesen.

Die jungen Wähler in den USA könnte die entscheidende Gruppe der Wahlen werden. Es gibt 83,1 Millionen Menschen in den USA, die zwischen 1982 und 2000 geboren wurden. Damit ist die Gruppe der sogenannten Millennials ebenso groß wie die der Baby Boomer, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden. Beide machen jeweils ein Drittel der Wählerschaft aus.

Eric DeBellis (24), ist einer der jungen Wähler. Er ist Jura-Student an der University of California in Berkeley und Sanders-Unterstützer. „Ich bin für Sanders, weil ich ihm vertraue“, sagt der aus der Nähe von Chicago stammende DeBellis. „Er spricht die Themen an, die mir wichtig sind — und das macht er seit Jahrzehnten.“

Die Millennials glauben nicht mehr an den American Dream, die Chance auf sozialen Aufstieg. „Es ist schwieriger für uns, Jobs zu finden. Gemessen an den Lebenshaltungskosten, müssen wir länger für weniger Lohn arbeiten, als es unsere Eltern mussten“, erklärt DeBellis. Dazu kommt, dass sich viele junge Menschen für ihre Bildung verschulden müssen. „Für mein Bachelor-Studium musste ich 15 626 Dollar pro Semester Studiengebühren zahlen“, erzählt DeBellis.

Da trifft Sanders mit seinem Wahlkampf auf fruchtbaren Boden. Er will Steuern auf Finanztransaktionen einführen und damit die Studiengebühren abschaffen. Andere Themen, die den Jungen wichtig sind, sind etwa die Gesundheitsversorgung, das Sozialversicherungssystem und Lohngleichheit. Sanders’ Themen sind die der Jungen.

Die sind meist schwer an die Wahlurne zu bringen. Seit den 1960er Jahren war die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen diejenige mit der geringsten Wahlbeteiligung. Erst 2008, mit Barack Obama, hat sich das geändert. Damals gingen 49 Prozent der jungen Wähler tatsächlich wählen. Zuvor waren es meist nicht einmal 40 Prozent.

Wie viele am 8. November abstimmen, kann entscheidend werden. Denn nicht nur wen die Millennials wählen kann Auswirkungen haben, auch wenn sie nicht wählen. Donald Trump (69), Milliardär, Polemiker und aussichtsreichster Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist bei den Jungen eher unbeliebt. DeBellis bringt es auf den Punkt: „Meine Freunde hassen Donald Trump, sogar die, die sich nicht für Politik interessieren. Einige würden nur wählen gehen, um ihn als Präsidenten zu verhindern.“ Das kann am Ende ein entscheidender Faktor werden. Kei Kawashima-Ginsberg von der Tufts University im Bundesstaat Massachusetts sagte dem Nachrichtenmagazin „Mother Jones“: „Wenn viele junge Menschen wählen gehen, um Trump zu verhindern, kann er Probleme bekommen. Vielleicht nicht bei den Vorwahlen, aber sicher bei den Präsidentschaftswahlen.“

Auch wenn DeBellis sich nicht für Hillary Clinton begeistern kann, sagt er: „Sie wird beinahe sicher die demokratische Kandidatin.“ Gegen Trump habe sie gute Chancen, meint er. Auch weil die jungen Wähler Trump nicht wählen. DeBellis: „Trump wählen? Nein, keine Chance.“