Katar will arabische Truppen in Syrien
Kairo/Beirut (dpa) - Katar hat sich als erstes arabisches Land für den Einsatz von Streitkräften in Syrien ausgesprochen.
Der Emir, Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani, sagte dem US-Sender CBS News wenige Tage vor dem Ende der Beobachtermission der Arabischen Liga, dass die arabischen Staaten Soldaten einsetzen sollten, um das Blutvergießen zu beenden. Das Interview wird an diesem Sonntag ausgestrahlt. Katar leitet in der Arabischen Liga den für die Syrien-Krise zuständigen Ausschuss.
Die Beobachtermission ist noch bis zum kommenden Donnerstag (19. Januar) im Land. Ihr Ziel, die Gewalt zu beenden, erreichte die Liga damit nicht. Vielmehr gingen die Angriffe auf die Opposition unvermindert weiter. Am Samstag wurden nach Angaben von Aktivisten in Syrien erneut mindestens sechs Menschen getötet.
Syrische Regierungstruppen haben nach Angaben von Oppositionellen eine Region nahe der Grenze zum Libanon umstellt und unter Beschuss genommen. Dutzende syrische Panzer wurden schon am Morgen rund um die Ortschaft Al-Sabadani im Umland von Damaskus gesichtet. Ein Oppositioneller sagte, die Regierungstruppen konzentrierten sich jetzt auf Gebiete nahe der Hauptstadt. Dort vermuteten sie auch den Unterschlupf eines hochrangigen Deserteurs aus der syrischen Armee.
Aktivisten sprachen von der größten Militäraktion gegen die Opposition seit Beginn der Beobachtermission im Dezember. Ein Querschläger habe zudem einen Libanesen tödlich getroffen, der nur wenige Kilometer entfernt auf der anderen Seite der Grenze lebte, sagten Aktivisten der Nachrichtenagentur dpa.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen starben seit Beginn des Aufstands im März mindestens 5000 Menschen, unter ihnen sollen mindestens 200 Kinder gewesen sein.
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete derweil über einen Bombenanschlag von „bewaffneten Terroristen“ auf einen Zug, der Benzin geladen hatte, in der Provinz Idlib nahe der türkischen Grenze. Dabei wurden den Angaben nach drei Menschen verletzt.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte weitere Schritte zur Lösung der Krise. Wie das Auswärtige Amt mitteilte, telefonierte Westerwelle am Freitag mit seinem türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoglu. Beide seien sich einig gewesen, dass in dem zum Ende der Beobachtermission am 19. Januar vorgesehene Bericht der Arabischen Liga die Lage objektiv und offen dargestellt werden müsse. „Deutschland setzt sich weiter mit Nachdruck für ein klares Signal des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen ein“, erklärte das Ministerium weiter. Dafür müssten noch Gespräche mit anderen Mitgliedern des Gremiums geführt werden, insbesondere mit Russland.
Im Libanon rief die dem Regime nahestehende Hisbollah die syrische Opposition zum Dialog mit Assad auf. Der Chef der Schiitenpartei, Hassan Nasrallah wandte sich zugleich gegen Forderungen der Vereinten Nationen nach einer Entwaffnung seiner Organisation. Anlässlich eines Besuchs von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon betonte er in einer Fernsehansprache, dass der „bewaffnete Widerstand“ andauern und stärker werde.
Die Entwaffnung der Hisbollah ist Teil der UN-Resolution 1701. Mit ihr war der Libanonkrieg 2006 zwischen Israel und der schiitischen Bewegung beendet worden. Die Hisbollah sagt aber nach wie vor, sie brauche die Waffen, um den Libanon gegen Israel zu verteidigen.