Kopf-an-Kopf-Rennen bei griechischer Kommunalwahl
Athen (dpa) - Eine Woche vor der Europawahl haben sich in Griechenland die regierenden Konservativen und Sozialisten mit der oppositionellen Linkspartei Syriza bei der Kommunal- und Regionalwahl einen harten Kampf ohne klares Ergebnis geliefert.
In Athen punktete die Syriza und auch die Rechtsradikalen bekamen viele Stimmen. In der Provinz dominierten die Koalitionsparteien. Der Ausgang der Europawahl am 25. Mai bleibt völlig unklar.
Nach Auszählung von mehr als 95 Prozent der Stimmen bestätigte sich die Prognose nicht, dass das Bündnis der radikalen Linken (Syriza) von Alexis Tsipras die Kommunalwahl am Sonntag klar gewonnen habe. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 61,4 Prozent. Das teilte das Innenministerium am Montag mit.
Im Großraum Athen führt die Syriza-Kandidatin Rena Dourou mit 23,76 Prozent der Stimmen. Der von den Sozialisten und anderen Mitte-Links-Kräften unterstützte Kandidat Giannis Sgouros lag bei 22,2 Prozent. Damit kommt es am 25. Mai zu einer Stichwahl in der Region, in der 30 Prozent aller Griechen leben. Zunächst hatten die Demoskopen der Syriza fast sieben Prozentpunkte Vorsprung gegeben.
Auch in zwölf Regionen müssen Stichwahlen die Entscheidung bringen. In sieben davon lagen in der ersten Runde Konservative vorn.
Der konservative Regierungschef Antonis Samaras charakterisierte das Ergebnis vor allem in den Provinzen als positiv für seine Partei Nea Dimokratia und die Regierung. „Nächsten Sonntag gibt es aber Europawahlen“, sagte Samaras im Fernsehen. Dann müssten die Griechen mit ihrer Stimme dazu beitragen, dass das Land mit „stabilen Schritten“ vorangehe und nicht in die Krise zurückfalle. „Verschwommene Landschaft angesichts der Europawahlen“, titelte die konservative Athener Zeitung „Kathimerini“.
Tsipras entgegnete: „Nächsten Sonntag wird unsere Stimme das Land verändern.“ Die Europawahl werde ein „Referendum über das Memorandum (Sparprogramm)“ sein, sagte Tsipras im Fernsehen. Die Syriza-nahe Zeitung „Kontra News“ titelte: „Das Volk und Alexis (Tsipras) haben gewonnen. Die Troika (Geldgeberkontrolleure) sollen ihre Koffer packen.“
In der Hauptstadt Athen kam es entgegen allen Umfragen zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen des Bürgermeisters Giorgos Kaminis (21,5 Prozent) mit Gavriil Sakellarides von der Syriza (20,1 Prozent). Kaminis wird hauptsächlich von den Sozialisten und der Demokratischen Linken unterstützt. Sakellarides hatten alle Umfragen auf dem dritten Platz gesehen.
Die rechtsextremistische und rassistische Partei Goldene Morgenröte kam in Athen mit ihrem Kandidaten Ilias Kasidiaris auf etwa 16 Prozent. Die Nea Dimokratia erlitt in der Hauptstadt eine schwere Niederlage. Ihr Kandidat Aris Spiliotopoulos landete an dritter Stelle. Es ist das erste Mal seit 1974, dass die Konservativen bei der Stichwahl in Athen nicht dabei sein werden.
In der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki kommt es zu einer Stichwahl zwischen dem Bürgermeister Giannis Boutaris und einem sozialistischen Kandidaten. Der Kandidat der Linken erhielt dort nur zehn Prozent. Auch in den meisten anderen größeren Städten des Landes wird es Stichwahlen geben.
Die Kommunalwahlen waren ein Vorgeschmack auf die Europawahlen und ein Test für die Regierung aus Konservativen und Sozialisten. Analysten rechneten mit einem harten Wahlkampf in diese Woche und einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Regierungslager und Tsipras' Bündnis der radikalen Linken am kommenden Sonntag.