Prozess in Moskau Kreml erwartet noch lange Ermittlungen zu Nemzow-Mord

Moskau (dpa) - Die Suche nach den Hintermännern des Mords an dem russischen Oppositionellen Boris Nemzow dürfte nach Einschätzung des Kremls noch Jahre dauern.

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Dieser Fall gehöre zu den schwierigsten, doch das heiße nicht, dass die Fahndung nach den Verbrechern aufgegeben werde, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Dieser (Ermittlungs-)Prozess dauert manchmal Jahre“, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Zugleich berieten die Geschworenen in einem Moskauer Militärgericht den zweiten Tag über ihre Urteile gegen fünf Männer aus der Teilrepublik Tschetschenien, die wegen des Mordes angeklagt worden sind. Wann ihr Spruch verkündet wird, war zunächst nicht absehbar. Schon Dienstag hatte sich die Entscheidung verzögert, weil die Laienrichter zu keinem einstimmigen Ergebnis gekommen waren.

Der ehemalige Vizeregierungschef und Kremlkritiker Nemzow war am 27. Februar 2015 nachts auf einer Brücke in Nähe des Kremls in Moskau erschossen worden. Die Anklage wirft dem mutmaßlichen Todesschützen, einem Ex-Polizisten, sowie dem mutmaßlichen Fahrer des Fluchtwagens und drei angeblichen Komplizen einen Auftragsmord vor. Angeblich sollten sie dafür 15 Millionen Rubel (230 000 Euro nach derzeitigem Kurs) bekommen. Nemzows Familie vermutet die Hintermänner in der tschetschenischen Führung.

Die Männer hatten nach ihrer Festnahme Geständnisse abgelegt, diese im Prozess aber widerrufen. Die Tat hatte international Schlagzeilen gemacht. Präsident Wladimir Putin bezeichnete den Mord damals als politische „Provokation“. Die Bluttat habe alle Anzeichen eines Auftragsmordes, hatte Peskow gesagt.

Richter Juri Schitnikow gab den Geschworenen nach russischen Medienberichten eine lange Liste von 26 Fragen zur Entscheidung. Über Fragen, in denen es anfangs kein einstimmiges Votum gibt, muss nach russischem Prozessrecht in einem zweiten Schritt abgestimmt werden. Dabei zählt die Nehrheit, Stimmengleichheit wird zugunsten des Angeklagten gewertet. Für diese komplizierte Entscheidungsfindung brauchten die Geschworenen auch am Mittwoch mehr Zeit als erwartet.