Kritik an Snowden wegen Putin-Show

IT-Experte lässt sich per Video zuschalten und liefert dem Kreml-Chef eine Steilvorlage.

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Moskau. Wegen seiner Teilnahme an einer Fernsehshow mit Kremlchef Wladimir Putin ist der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden scharf kritisiert worden. Der einstige US-Botschafter in Moskau, Michael McFaul, nannte Snowdens Frage zur Massenausspähung in Russland bei Twitter „idiotisch“ und „peinlich“.

Snowden hatte in einer Video-Zuschaltung in Putins TV-Sendung „Direkter Draht“ am Donnerstag gefragt: „Unterbindet, bewahrt oder analysiert Russland in irgendeiner Form die Kommunikation von Millionen Menschen?“ Putin hatte mit Verweis auf die USA geantwortet: „Natürlich erlauben wir uns nicht solche massenhafte Ausmaße, solch ein unkontrolliertes Ausmaß.“ Er hoffe auch, dass es dazu nicht kommen werde. „Ja, wir haben nicht die technischen Mittel und nicht das Geld wie in den Vereinigten Staaten.“

Snowden rechtfertigte sich, er habe die Chance nutzen wollen, vor einem an gesteuerte Medien gewöhnten Publikum das Tabu der staatlichen Überwachung zu brechen. „Zudem habe ich gehofft, dass Putins Antwort — wie auch immer sie ausfällt — die Möglichkeit für seriöse Journalisten und die Zivilgesellschaft öffnet, die Diskussion fortzuführen“, schrieb Snowden in der britischen Zeitung „Guardian“.

Er behauptete auch, dass dies in Russland so nicht möglich sei, weil die Geheimdienste sich „unter strenger Kontrolle der Regierung und der Gesellschaft“ befänden und ihre Aktivitäten gesetzlich geregelt seien.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte die Videoschalte als „obszön“. „Mich erinnert das an Schauprozesse, in denen man Leute vorführt. Das zeigt, wie sehr für den Mensch Snowden dort schwierige Bedingungen herrschen und dass Putin das brutal ausnutzt“, sagte der SPD-Politiker.

Russland hatte dem von den USA gesuchten IT-Experten Snowden vor einem Jahr Asyl gewährt. Der US-Amerikaner lebt an einem geheimen Ort in Moskau.