Kubas Staatschef Raúl Castro plädiert für Wirtschaftsöffnung
Havanna (dpa) - Kubas Staatschef Raúl Castro hat von kommunistischen Kadern mehr Mut zum Kapitalismus gefordert. Zum Auftakt des viertägigen Parteitages seiner Kommunistischen Partei verteidigte Castro seinen Reformkurs der vergangenen Jahre und forderte eine Abkehr von alten marktfeindlichen Denkmustern.
Zugleich lehnte er am Samstag vor den rund 1000 Delegierten in Havanna Veränderungen am Einparteiensystem des Karibikstaates ab. Die Beratungen gingen am Sonntag hinter verschlossenen Türen weiter.
Während seiner Eröffnungsrede erteilte Castro im Plenum rückwärtsgewandten Positionen eine klare Absage. Es habe in den vergangenen Jahren auch falsche „Nostalgiegefühle“ mit Blick auf die Zeiten gegeben, in denen Kuba von der damaligen Sowjetunion und dem sozialistischen Ostblock unterstützt worden war, kritisierte er.
Der Parteitag kommt mitten im politischen Frühling mit dem langjährigen ideologischen Erzrivalen USA zusammen - im Zuge der Annäherung interessieren sich auch viele US-Firmen für den kubanischen Markt.
Castro schloss aber allzu marktfreundliche „Schock-Therapien“ für die kubanische Volkswirtschaft aus: „Im kubanischen Sozialismus werden nie neoliberale Rezepte verwendet“, versicherte er. Auch demokratische Reformen - etwa hin zu einem Mehrparteiensystem - lehnte er kategorisch ab. Als Vorbild für sein gewünschtes Staatsmodell nannte er explizit die kommunistisch regierten und marktfreundlichen Länder China und Vietnam.
In seiner ungewöhnlich langen Ansprache plädierte der 84-Jährige Castro zudem für einen Plan zur allmählichen Verjüngung der in die Jahre gekommenen kommunistischen Nomenklatura. Der Generationswechsel solle innerhalb der nächsten fünf Jahren erfolgen. Castro hat bereits angekündigt, dass er nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit im Februar 2018 die Macht abgeben will.
Der aktuelle Kongress ist der erste nach dem Reformparteitag vom April 2011. Damals war offiziell ein Programm für eine vorsichtige Wirtschaftsöffnung beschlossen worden. Erwartet wird, dass die Delegierten nun den Ende 2014 eingeleiteten Annäherungskurs an die USA unterstützen. Mit substanzieller Kritik an der Linie der Partei- und Staatsführung wird dagegen nicht gerechnet.