Linker Demokrat wird neuer Bürgermeister von New York
New York (dpa) - Linksrutsch in der Millionenmetropole New York: Nach zwölf Jahren mit dem Milliardär Michael Bloomberg an der Spitze ihrer Stadt haben die New Yorker mit deutlicher Mehrheit den linken Demokraten Bill de Blasio zum neuen Bürgermeister gewählt.
Nach Auszählung fast aller Wahlzettel erhielt de Blasio bei der Abstimmung am Dienstag (Ortszeit) mehr als 73 Prozent der Stimmen, sein republikanischer Konkurrent Joe Lhota nur rund 24.
Einen deutlicheren Sieg gab es in New York seit rund einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Damit wird der in Deutschland kaum bekannte de Blasio am 1. Januar der erste demokratische Bürgermeister New Yorks seit 20 Jahren. Er ist 52 Jahre alt und derzeit Bürgerbeauftragter.
Bei praktisch allen Wählergruppen lag der Demokrat dem Sender NY1 zufolge deutlich vorn. Lediglich bei den Wählern, die vor allem auf Erfahrung setzten, habe Lhota geführt. In seinem Heimatstadtteil Brooklyn und auch in der Bronx fuhr de Blasio Ergebnisse von deutlich mehr als 80 Prozent ein, in einigen Teilen von Harlem wählten ihn sogar mehr als 95 Prozent.
De Blasio wurde gerade auch von den Minderheiten gewählt - bei den Afro-Amerikanern waren es 96 Prozent. Er ist mit einer Afro-Amerikanerin verheiratet, das Paar hat zwei Kinder.
De Blasio gab sich nach dem Erfolg für amerikanische Verhältnisse betont links. Auf seinem Rednerpult bei der Siegesfeier stand das rote Wort „Fortschritt“, immer wieder stellte er den Wert einer starken Regierung heraus, die sich um die Angleichung der Lebensverhältnisse bemühen müsse. De Blasio hatte die Schere zwischen Reich und Arm, die sich in der Millionenmetropole New York unter Bloomberg immer weiter geöffnet hat, zu einem Hauptthema seines Wahlkampfes gemacht.
„Wir werden keinen New Yorker zurücklassen“, sagte de Blasio nun vor seinen Anhängern. „New York hat laut und deutlich für den Wandel gestimmt. Aber jetzt fängt die Arbeit erst an.“ Unter anderem versprach der Politiker eine Reichensteuer, mehr bezahlbaren Wohnraum und höhere Standards der Schulen.
Konkurrent Lhota hatte de Blasio, der in den Umfragen seit Wochen deutlich geführt hatte, schon lange vor der ersten Hochrechnung zum Wahlsieg gratuliert.
De Blasio ist ein politisches Ziehkind der Clintons. Unter Präsident Bill Clinton war er von 1997 an Beauftragter für regionalen Wohnungsbau in New York und New Jersey, für dessen Frau Hillary managte er ihre erste Senatskampagne. Später war er Mitglied des Stadtrates und seit 2010 Bürgerbeauftragter.
Jetzt löst de Blasio den Milliardär Bloomberg ab, der nach drei Amtszeiten und insgesamt zwölf Jahren als Bürgermeister, in denen er die Stadt deutlich geprägt hat, nicht wieder kandidieren durfte. Bloombergs von vielen New Yorkern geschätzte Errungenschaften - etwa mehr Radwege oder ein weitreichendes Rauchverbot - will de Blasio beibehalten.
Bei der Gouverneurswahl im Bundesstaat New Jersey wurde der Republikaner Chris Christie im Amt bestätigt. Der 51-Jährige bekam rund 60 Prozent der Stimmen und setzte sich damit deutlich gegen seine demokratische Herausforderin Barbara Buono durch.
Der klare Vorsprung heizte Spekulationen an, dass der moderate Republikaner ins nächste Präsidentschaftsrennen einsteigen wird. Bereits jetzt ist er als einer der wenigen Lokalpolitiker eine Führungsfigur in seiner Partei. Auf dem Wahlparteitag des Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney im vergangenen Jahr war Christie der Hauptredner. Medienberichten zufolge stand er auch auf Romneys Kandidatenliste für die Vizepräsidentschaft. Allerdings habe sich Romney angeblich auch wegen Christies großen Übergewichts anders entschieden.
Beim zweiten Gouverneursrennen des Abends kam es zu einem Machtwechsel. In Virginia siegte der Demokrat Terry McAuliffe knapp vor dem konservativen Republikaner Ken Cuccinelli, der der radikalen Tea-Party-Bewegung nahesteht. McAuliffe ist ein enger Vertrauter des Ex-Präsidenten Bill Clinton und seiner Frau Hillary, der ehemaligen Außenministerin.
Die Gouverneure sind die Regierungschefs in den 50 US-Staaten und sind mit den Ministerpräsidenten eines deutschen Bundeslandes vergleichbar. Die Republikaner stellen nun die Gouverneure in 29 US-Staaten und die Demokraten in 21 Staaten.
Auch in der Stadt Boston wurde gewählt. Der Demokrat Martin Walsh löste hier Amtsinhaber Thomas Menino, der die Stadt 20 Jahre regiert hatte, als Bürgermeister ab.