Mali feiert seinen „Beschützer“

Frankreichs Präsident Hollande wird in Afrika wie ein Held empfangen. Doch noch ist das Land nicht stabilisiert.

Paris/Timbuktu. Es ist François Hollandes erster Besuch in Mali seit Kriegsbeginn, und die Menschen feiern ihn als Befreier. Ob in der Hauptstadt Bamako oder in Timbuktu: Überall schwenken sie die Trikolore und rufen frenetisch „Vive la France, vive Hollande“. Vielen kullern Freudentränen über die Wangen, als sie „Papa Hollande“, Malis „Beschützer“, zu Gesicht bekommen.

Noch vor drei Wochen hatten sie unter dem Joch der islamistischen Al-Kaida-Rebellen gelebt, die zusammen mit Tuareg und Gruppen wie Ansar Dine den Norden des Landes unterworfen und die „Scharia“ eingeführt hatten.

In Timbuktu berichtet eine Frau einem französischen Reporter von den Gräueltaten: „Es gab Steinigungen, Dieben wurden die Hände abgeschlagen, Radio und Fernsehen waren streng verboten.“ Die fanatischen Gotteskrieger wollten Mali in eine Terrorzentrale verwandeln — so wie die Taliban in Afghanistan.

In der Weltkulturerbe-Stadt Timbuktu besucht Hollande die Ahmed-Baba-Bibliothek und die Djingerber-Moschee. Dort hatten die vertriebenen Besatzer zwei Mausoleen zerstört und seltene Handschriften verbrannt.

Hollande wird begleitet vom malischen Präsidenten Dioncounda Traoré, der sich tausendfach bedankt. Hätte die französische Armee nicht eingegriffen, sagt er, wären die Islamisten bis in die Hauptstadt Bamako gezogen und ganz Mali wäre gefallen.

Blitzbesuche siegreicher Präsidenten bei der siegreichen Truppe mit feierlichen Ansprachen und Bad in der Menge sind Pflicht. Doch Hollande ist nicht Bush junior, der einst in Hollywood-reifer Inszenierung auf dem Flugzeugträger „USS Abraham Lincoln“ in Kampfuniform posierte und den Sieg im Irak-Krieg verkündete.

Der Sozialist Hollande — an sich ein Pazifist, aber jetzt in der Rolle des Oberbefehlshabers — bleibt auch in der Stunde des Triumphs bodenständig. Umringt von Fallschirmjägern der Fremdenlegion und nervösen Bodyguards sagt er beinahe demütig: „Das ist der wichtigste Moment in meinem politischen Leben.“

Die Bescheidenheit kommt nicht von ungefähr. Denn obwohl die Islamisten zurückgedrängt und wichtige Etappensiege in Goa, Timbuktu und Konna errungen sind, ist Mali, dieses unwegsame Wüstenland, längst nicht stabilisiert.

3500 Franzosen kämpfen mit malischen Regierungstruppen seit drei Wochen gegen Islamisten im Norden des Landes. Deutschland will nach drei Militärtransportern rund 40 Militärausbilder schicken.

Im Elysée-Palast hofft das Hollande-Team, der Erfolg in Mali könne dem Präsidenten zu einem neuen staatsmännischen Image verhelfen. Zwar ist eine leichte Besserung eingetreten, aber noch immer befinden sich Hollandes Umfragewerte im Tief. Das Nullwachstum der Wirtschaft und die Rekordarbeitslosigkeit haben die Franzosen ungeduldig gemacht.