Mindestens 19 Tote bei Bombenexplosion in Bangkok
Bangkok (dpa) - Bei einer gewaltigen Bombenexplosion sind in der thailändischen Hauptstadt Bangkok mindestens 19 Menschen getötet worden.
Rund 80 wurden verletzt, als der Sprengsatz am Montagabend (Ortszeit) an einem bei Einheimischen und Touristen beliebten Schrein mitten im Einkaufsviertel detonierte. Unter den Opfern sei „eine bedeutende Zahl an Ausländern“, sagte Polizeisprecher Prawut Thavornsiri. EU und Vereinte Nationen sprachen den Angehörigen der Opfer „in dieser Zeit des Schocks und der Trauer“ ihr Beileid aus.
Die deutsche Botschaft bemühte sich um Aufklärung, ob auch Deutsche unter den Opfern sind, wie aus dem Auswärtigen Amt (AA) verlautete. Konkrete Hinweise auf deutsche Opfer lagen zunächst aber keine vor.
Das AA aktualisierte am Abend seine Reise- und Sicherheitshinweise für Thailand. „Reisenden wird empfohlen, besonders vorsichtig zu sein und diese Reisehinweise und die aktuelle Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen“, heißt es darin. „Weitere Anschläge auch in anderen beliebten Feriengebieten können nicht ausgeschlossen werden.“ Das Amt empfiehlt, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden.
Die thailändische Polizei ging von einem Anschlag aus. Sie habe in der Umgebung einen weiteren Sprengsatz gefunden und entschärft, sagte der Sprecher. Die umliegenden Einkaufszentren wurden geräumt. Hunderte Polizisten durchsuchten die Umgebung nach weiteren Bomben. Es gab aber zunächst kein Bekennerschreiben.
In dem buddhistischen Land gibt es zwar gewalttätige muslimische Separatisten im Süden, und die Gesellschaft ist politisch tief gespalten. Anschläge in der Hauptstadt, etwa zur Destabilisierung der Regierung, sind aber eigentlich unbekannt. In Thailand regiert seit einem Militärputsch im Mai 2014 Putschführer Prayuth Chan-ocha.
Die Junta rief zur Ruhe auf. „Bringt keine Gerüchte in Umlauf, die Verwirrung im Land stiften könnten“, sagte Junta-Sprecher Winthai Suvari. „Wir versichern, dass die Behörden jetzt alles unter Kontrolle haben.“ Er widersprach Gerüchten in sozialen Netzwerken, dass der Ausnahmezustand verhängt worden sei.
„Ich habe im Hyatt-Erawan-Hotel zu Abend gegessen, als eine riesige Explosion das Gebäude erschüttert hat“, berichtete Eric Seldin, der in Bangkok arbeitet. „Als wir 15 Minuten später nach draußen durften, habe ich mehrere mit Tüchern bedeckte Körper gesehen.“
Die Ratchaprasong-Kreuzung war mit Glassplittern und Trümmerteilen übersät. Unzählige Krankenwagen luden teils mehrere Verletzte auf einmal ein. Viele Menschen suchten verzweifelt nach ihren Angehörigen. Eine Frau wartete auf der Suche nach ihrer Schwester, die an einem Tempel hatte beten wollen, weinend auf Nachrichten. Verkäufer Khonnon Jathrukul (42) eilte zum nächsten Krankenhaus, als er einen Aufruf zum Blutspenden hörte. „Es ist doch meine Pflicht zu helfen“, sagte er.
Die Kreuzung ist sehr belebt. In der Umgebung sind zahlreiche Restaurants, Hotels und Einkaufszentren. An dem Schrein legen Thailänder den ganzen Tag über Blumen nieder und zünden Räucherstäbchen an. Touristen verharren dort, weil es jede Stunde mehrere Tanzdarbietungen zur Huldigung des Hindu-Gottes Brahma gibt.
Eine Überwachungskamera filmte an der Kreuzung einen riesigen Feuerstoß. Dann waren auf dem Video Passanten zu sehen, die in verschiedene Richtungen davonliefen.
Zum Hintergrund konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Im Februar waren vor einem Einkaufszentrum in Bangkok zwei Sprengsätze explodiert und hatten zwei Menschen verletzt. Auf der Touristeninsel Koh Samui explodierte im April eine Autobombe. Niemand hat sich je zu den Anschlägen bekannt. Das Militär ging davon aus, dass die Bomben die Regierung destabilisieren sollten.
Die beiden politischen Lager haben jahrelang um die Regierungsmacht gekämpft. Es stehen sich alteingesessene Eliten und wohlhabende Städter und Bauern aus der Provinz sowie arme Stadtbewohner gegenüber. Sie haben Massendemonstrationen und Straßenblockaden in Bangkok organisiert und sich teils blutige Straßenschlachten geliefert. Dutzende Menschen sind dabei seit 2010 ums Leben gekommen.