Mindestens drei Tote bei Protesten in Syrien

Damaskus/Kairo (dpa) - Tausende Syrer haben trotz Gewaltandrohung des Regimes erneut für demokratische Reformen und den Abgang von Präsident Baschar al-Assad demonstriert.

In der westlichen Stadt Homs schossen die Sicherheitskräfte mit automatischen Waffen auf die Demonstranten, mindestens drei von ihnen wurden getötet, berichteten Aktivisten im Internet. Ihre Leichen seien in das Krankenhaus der Stadt gebracht worden. In Homs riefen die Demonstranten: „Die Menschen wollen den Sturz des Regimes!“

Die syrische Opposition hatte für diesen Freitag zu Massenkundgebungen unter dem Motto „Tag der Ablehnung“ aufgerufen. Tausende Menschen demonstrierten auch in der nordwestlichen Provinz Idlib und in der Stadt Banias. Aus Dschabla im Norden Syriens, wo Frauen demonstrierten, wurde ebenfalls Gewehrfeuer gemeldet.

In der Hauptstadt Damaskus sperrten die Sicherheitskräfte die Innenstadt ab, um ein Übergreifen der Kundgebungen aus den Vorstädten zu verhindern. Dennoch waren in verschiedenen Vierteln tausende Menschen auf den Beinen, berichtete ein Augenzeuge am Telefon.

Das Regime hatte die Bevölkerung bereits im Vorfeld davor gewarnt, an Demonstrationen teilzunehmen. Solche müssten von den Behörden genehmigt werden, jedoch seien keine Genehmigungen erteilt worden, hieß es in einer Verlautbarung, die am Freitag im staatlichen Fernsehen verlesen wurde. Das Militär zog an den Rändern etlicher Städte Panzer und Soldaten zusammen.

Seit fast zwei Monaten verlangen Hunderttausende Menschen in Syrien politische Reformen, Demokratie und zuletzt auch einen Regimewechsel. Die Kundgebungen konzentrieren sich meist auf den Freitag, den Wochenfeiertag in der islamischen Welt. „Wir lehnen Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Belagerung und Freiheitsberaubung ab“, hieß es in den Aufrufen der Facebook-Gruppe „Syrian Revolution 2011“ für die dieswöchigen Proteste.

Das Regime reagierte auf die Demonstrationen mit brutaler Gewalt und späten Zugeständnissen. Im Vormonat hob es den seit 1963 geltenden Ausnahmezustand auf und erließ ein neues Versammlungsgesetz. Auf dessen Grundlage wurde aber bislang noch keine einzige regierungskritische Demonstration genehmigt. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen sollen die Sicherheitskräfte bei der Unterdrückung der Protestbewegung rund 600 Menschen getötet haben.