Monti holt Fachleute statt Politiker
Der frühere EU-Kommissar will Italien aus der Schuldenkrise führen. Er wird Regierungschef und Wirtschaftsminister.
Rom. Italien hat seine Regierungskrise überwunden: Der frühere EU-Kommissar Mario Monti ist nun auch offiziell bereit, an der Spitze einer Notregierung aus Fachleuten zu stehen.
Die letzten Hindernisse auf dem Weg zu einer neuen Führung des hoch verschuldeten Landes nach dem Rücktritt von Silvio Berlusconi wurden am Mittwoch ausgeräumt. Das teilte ein Sprecher von Staatspräsident Giorgio Napolitano in Rom mit. Die neue Regierung unter Vorsitz des Wirtschaftsexperten wurde gestern vereidigt.
Monti und Napolitano waren zuvor zu einem Gespräch zusammengekommen. Im Anschluss präsentierte Monti sein zahlenmäßig eher kleines „Kabinett der Fachleute“ aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung.
Monti stellte zwölf Minister vor, er selbst wird interimsweise auch das Amt des Wirtschaftsministers übernehmen. Sein zurückgetretener Vorgänger Berlusconi war 2008 mit 21 Ministern angetreten.
Politiker sind entgegen früheren Überlegungen im Kabinett nicht vertreten. „Während der Konsultationen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Abwesenheit von Politikern der Regierung die Arbeit erleichtert, da sie einen Grund für Befangenheit beseitigt“, erklärte Monti.
Monti hatte zunächst einer Regierungsbildung nur „unter Vorbehalt“ zugestimmt. Der 68-Jährige wollte erst mit Parteien und Sozialpartnern sondieren, wie breit der Rückhalt für eine Notregierung ist.
Neuer Außenminister wird der derzeitige Botschafter Italiens in Washington, Giulio Terzi di Sant’Agata. Das Verteidigungsministerium geht an den Nato-Admiral Giampaolo de Paola.
Justiz-, Arbeits- und Innenministerium sind weiblich besetzt mit der bekannten Strafanwältin Paola Severino als neuer Justizministerin, der ausgewiesenen Verwaltungsfachfrau Anna Maria Cancellieri als Innenministerin und der Wirtschaftswissenschaftlerin Elsa Fornero als neuer Arbeitsministerin.
Die Regierung Monti muss danach noch vom Parlament bestätigt werden. Es gilt als sicher, dass die 63. italienische Nachkriegsregierung spätestens morgen eine breite Zustimmung des Parlaments in Rom erhalten wird. Sein Regierungsprogramm wolle er heute im Senat vorstellen, erklärte Monti. Den Ex-EU-Mann erwartet die schwere Aufgabe, das Land aus der tiefen Schuldenkrise der Berlusconi-Ära zu führen.