Moskau stellt Kiew das Gas ab

Russland lässt den Drohungen Taten folgen und fordert künftig Vorkasse von der Ukraine.

Moskau stellt Kiew das Gas ab
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Moskau/Kiew. Mit düsterer Miene nach einer langen und ergebnislosen Verhandlungsnacht zeigt sich der Chef des russischen Energieriesen Gazprom hartleibig. „Nur die Tilgung ihrer Schulden rettet die Ukraine“, sagt Alexej Miller Montag nach seiner Rückkehr aus Kiew. In 51 Länder liefere Gazprom Energie. Doch nur die Ukraine sei auf einen „Gaskrieg“ aus, meint er bitter. Gas gebe es für den Nachbarn erst, wenn die 3,290 Milliarden Euro Schulden bezahlt seien, Lieferung auch dann nur noch gegen Vorkasse.

Die durch den blutigen Konflikt in der Ostukraine geschwächte Ex-Sowjetrepublik gerät durch die neue Eskalation weiter unter Druck. Die Kämpfe von pro-russischen Separatisten und Regierungstruppen dauern an. Hunderte Tote gibt es in den Gebieten Donezk und Lugansk bereits. Und obwohl der von EU und USA unterstützte Präsident Petro Poroschenko Waffenruhe und humanitäre Fluchtkorridore angekündigt hat, ist keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil.

Kiew und Moskau beschimpfen sich gegenseitig. Die Energiekonzerne Naftogaz und Gazprom setzen ihren Streit um Gaspreise nach erfolgloser Vermittlung von EU-Energiekommissar Günther Oettinger nun vor einer Schiedsstelle in Stockholm fort. Eine Lösung ist weiter entfernt als je zuvor. Russland befürchtet jetzt, dass die Ukraine wie beim Gasstreit 2009 das für die Verbraucher in der EU bestimmte Gas einfach abzapfen könnte — für den Eigenbedarf.

Sollte es dazu kommen, dürften die Russen wie damals den Gashahn komplett zudrehen. Vorerst zumindest sind nur die Mengen für die Ukraine auf Null gesetzt. Die pro-europäische Führung in Kiew beteuert, sie werde ihre Pflichten als wichtigstes Transitland für die EU hundertprozentig erfüllen.

Zwar sehen auch internationale Energieexperten auf dem World Petroleum Congress — einem Treffen für die Öl- und auch für die ihr eng verbundene Gasindustrie, das Montag in Moskau begonnen hat — das Drehen am Gashahn als „äußerstes Mittel“ und als Gefahr für das Image Russlands. Doch gibt es auch Verständnis für den Schritt.