Nach dem TV-Duell sehen die Parteien den Wahlausgang als offen an

Gegenseitige Sticheleien und erzürnte Beamte.

Berlin. Bei der Union klopften sie am Montag ihrer Kandidatin auf die Schulter, bei der SPD lobte man den Herausforderer. Am Tag nach dem Duell zwischen Angela Merkel (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) verbreitete sich in Berlin allerdings noch eine andere Botschaft: Aus Sicht der Parteien ist das Rennen bis zur Bundestagswahl jetzt augenscheinlich offen wie nie.

Nach der Sitzung des Bundesvorstands seiner Partei frohlockte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe erneut, Merkel sei „klarer Sieger“. So sah es auch der Koalitionspartner FDP: Steinbrück habe gezeigt, „dass die SPD keine echte Alternative ist“, stichelte Spitzenkandidat Rainer Brüderle. Gleichwohl mahnte Gröhe: „Es wird ein sehr, sehr enges Rennen.“ Merkel habe aber einen wichtigen „Etappensieg“ errungen.

Auch bei den Genossen im Willy-Brandt-Haus war man zufrieden. Dort lautete das Fazit des Schlagabtausches: Da geht noch was. Das Duell habe alle Lügen gestraft, „die behaupten, die Menschen interessierten sich nicht für Politik, oder alles sei entschieden“, meinte SPD-Chef Sigmar Gabriel.

Sein Urteil stützte sich auf eine Umfrage von Infratest dimap für die ARD, wonach 49 Prozent den Herausforderer vorn sahen, aber nur 44 Prozent die Amtsinhaberin. Dass die Forschungsgruppe Wahlen, die dem ZDF demoskopisch zur Hand ging, zu einem umgekehrten Ergebnis kam — 40 Prozent für Merkel und 33 Prozent für Steinbrück —, ließ der Obergenosse unerwähnt.

Ein paar Kilometer weiter sang Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin eine ähnliche Melodie wie SPD-Chef Gabriel. Zugleich ging Trittin die Kanzlerin persönlich an. Merkel setze auf „Einschläferung“ und damit auf eine „niedrige Wahlbeteiligung“, so Trittin. Seine Empörung könnte vielleicht auch an den leicht bröckelnden Umfragewerten der Grünen liegen.

Der Deutsche Beamtenbund (DBB) reagierte derweil mit Empörung auf die Forderung von Steinbrück, die Steigerung der Beamtenpensionen zu begrenzen. „Wahlkampf rechtfertigt nicht alles“, sagte DBB-Chef Klaus Dauderstädt. „Steinbrück hat mit seinen Antworten unnötig Öl ins Feuer der Leute gegossen, die mit der Mär von überhöhten Beamtenpensionen Stimmungsmache gegen die Staatsdiener betreiben wollen.“