Baskische Separatisten Nach fast 60 Jahren: Baskische ETA gibt Auflösung bekannt

Madrid (dpa) - Die baskische Untergrundorganisation ETA hat nach Jahrzehnten des blutigen Terrors ihre Auflösung bekanntgegeben.

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In einem am Mittwoch von der spanischen Zeitung „El Diario“ veröffentlichten und an baskische Institutionen und Verbände gerichteten Schreiben heißt es, die ETA (Euskadi Ta Askatasuna - Baskenland und Freiheit) habe ihre „Strukturen vollständig aufgelöst“ und erkläre ihre politischen Aktivitäten für beendet. Die Mitteilung ist auf den 16. April datiert.

Die 1959 gegründete Separatistenorganisation führte in Spanien über Jahrzehnte einen blutigen Kampf gegen den spanischen Zentralstaat und für ein unabhängiges Baskenland im Norden Spaniens und im Südwesten Frankreichs. Die USA und die EU stuften die Gruppe als Terrororganisation ein.

Bei Anschlägen kamen mehr als 800 Menschen ums Leben. Das erste tödliche Attentat der ETA ereignete sich vor fast genau 50 Jahren, am 7. Juni 1968. Damals starb ein Beamter der Guardia Civil.

Bereits vor Wochen hatte die Organisation angekündigt, ihre Auflösung eingeleitet zu haben. Offiziell soll der Schritt diesen Berichten zufolge am Freitag im Rahmen einer „internationalen Konferenz“ in Cambo-les-Bains im französischen Teil des Baskenlandes gemacht werden.

Einen der Aufsehen erregendsten Anschläge verübte die Gruppe im Dezember 1973, als bei einem Sprengstoffanschlag der von Diktator Francisco Franco eingesetzte Regierungschef Luis Carrero Blanco zusammen mit seinem Leibwächter und seinem Fahrer getötet wurden. Nach dem Ende der Franco-Diktatur erhielt das Baskenland 1979 einen Autonomiestatus - dennoch setzte die ETA ihren Kampf für die Sezession fort.

Beim letzten ETA-Anschlag kam 2010 ein französischer Polizist ums Leben. 2011 verkündeten drei maskierte Mitglieder in einem Video den Gewaltverzicht der Organisation. Ein Jahr später erklärte sie sich zur Auflösung und Entwaffnung bereit. Letztere war im vergangenen Jahr abgeschlossen worden, als die Organisation den Behörden in Bayonne, im französischen Teil des Baskenlandes, eine Liste mit den Verstecken ihrer Waffenarsenale übergab.

Vor knapp zwei Wochen hatte die baskische Zeitung „Gara“ eine Mitteilung veröffentlicht, in der die ETA um Vergebung für die blutigen Anschläge der Vergangenheit bat. „Infolge von Fehlern oder falschen Entscheidungen hat die ETA auch Opfer getroffen, die nicht direkt am Konflikt beteiligt waren“, hieß es da. „Wir wissen, dass unsere Handlungen auch Bürgern und Bürgerinnen Schaden zugefügt haben, die keinerlei Verantwortung hatten. (...) Diese Menschen und ihre Familien bitten wir um Verzeihung.“

Während die konservative Regierung von Mariano Rajoy die Erklärung positiv bewertete, gab es Kritik von Opfervereinigungen. Sie betonten, die ETA mache in dem Schreiben einen Unterschied zwischen irrtümlich betroffenen Opfern und solchen, die absichtlich getötet worden seien, wie zahlreiche Militärs oder Polizisten. Eine solche selektive Entschuldigung sei nicht nur eine Beleidigung für die Terroropfer, sondern für die gesamte Gesellschaft.