Nach Terror: In Brüssel starten wieder Passagierflugzeuge
Brüssel (dpa) - Knapp zwei Wochen nach den verheerenden Terroranschlägen ist erstmals wieder eine Passagiermaschine vom Brüsseler Flughafen gestartet. Der bei Selbstmordattentaten beschädigte Airport wurde massiv von Sicherheitskräften geschützt.
Sie kontrollierten Passagiere bereits vor Betreten des Terminals. Die neuen Außenkontrollen hatten die Gewerkschaften der Flughafenpolizei durchgesetzt. Die Arbeitnehmervertretungen drohten mit Streik, falls ihre Forderungen nicht erfüllt werden sollten. Auch das Flughafen-Personal soll schärfer kontrolliert werden als zuvor.
Der erste Flug startete nach Faro in Portugal, auf dem stark eingeschränkten Flugplan standen auch Verbindungen nach Athen und Turin. Die Flughafen-Direktion sprach von „drei symbolischen Flügen“.
In den kommenden Tagen soll die Zahl der Flüge deutlich steigen. Bis Ende der Woche soll der Airport etwa ein Fünftel seiner normalen Kapazität erreichen, hatte Flughafenchef Arnaud Feist gesagt.
Der Flughafen östlich der belgischen Hauptstadt kann zur Zeit nicht mit Bus und Bahn erreicht werden. Erlaubt sind nur Autos und Taxis. Der Airport riet Fluggästen, mindestens drei Stunden vor Abflug zu erscheinen. Viele Flüge werden weiter über belgische Regionalflughäfen umgeleitet.
Der internationale Airport Zaventem war bisher für den Passagierverkehr geschlossen. Bei den Attacken islamistischer Terroristen kamen am 22. März am Flughafen und in der U-Bahn 32 Menschen ums Leben.
Der Neustart ist nach den Worten von Flughafenchef Feist ein „Zeichen der Hoffnung“. Er sagte am Samstag: „Wir erleben die dunkelsten Tage in der Geschichte der belgischen Luftfahrt.“ Der provisorische Betrieb erlaubt einem Check-In von bis zu 800 Fluggästen pro Stunde.
Der deutsche Flughafenverband ADV teilte in Berlin mit, Brüssel könne kein Vorbild für deutsche Flughäfen sein. „Die Einführung von Kontrollen vor den Terminals am Flughafen Brüssel ist eine überstürzte Maßnahme unter dem Schock der Anschläge und unter dem Druck der verängstigten Arbeitnehmer“, erklärte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Das Sicherheitsrisiko werde vor die Terminals verlagert. Passagiere, die dort in Schlangen stünden, ließen sich deutlich schlechter schützen.
Die Terroranschläge führen in der belgischen Hauptstadt weiter zu erheblichen Spannungen. Der Ministerpräsident der Hauptstadtregion Brüssel, Rudi Vervoort, verbot Demonstrationen. Anlass war die Absicht der rechtsextremen französischen Gruppe mit Namen Génération Identitaire gewesen, in Molenbeek zu demonstrieren. In dieser Problemgemeinde kam es am Samstag trotz des Demonstrationsverbot zu Ausschreitungen, nach Medienberichten wurden dabei über 30 Menschen vorläufig festgenommen.
Auch am Börsenplatz in den Innenstadt, wo der Terroropfer gedacht wird, gab es am Samstag einen massiven Polizeieinsatz. Bei einer Versammlung linksgerichteter Organisationen wurden etwa 100 Personen vorläufig festgenommen, berichtete der Radiosender RTBF. Unter ihnen sei der Präsident der belgischen Menschenrechtsliga, Alexis Deswaef, gewesen.
In der Gemeinde Molenbeek war vor gut zwei Wochen der Terrorverdächtige Salah Abdeslam festgenommen worden. Der 26-jährige mutmaßliche Paris-Attentäter sprengte sich nach den Worten seines Bruders beim Länderspiel Deutschland-Frankreich absichtlich nicht in die Luft, um ein noch größeres Blutbad zu vermeiden. Er habe ganz bewusst nicht seinen Sprengstoffgürtel gezündet, sagte der Bruder des Terrorverdächtigen, Mohamed Abdeslam, dem französischen Nachrichtensender BFMTV.