Neue Welle der Gewalt in Nahost
Jerusalem/Gaza (dpa) - Die Gewalt in Nahost nimmt kein Ende: Einen Tag nach dem blutigen Terroranschlag in Jerusalem feuerten militante Palästinensergruppen am Donnerstag erneut Raketen auf Israel ab.
Israels Luftwaffe setzte im Gegenzug ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort.
Bei dem Bombenanschlag in Jerusalem waren am Mittwoch eine 56-jährige britische Staatsbürgerin getötet und Dutzende weitere Menschen verletzt worden. US-Verteidigungsminister Robert Gates traf am Donnerstag überraschend zu einem Besuch in Israel ein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verurteilte den Terroranschlag von Jerusalem auf das Schärfste. „Mit Entsetzen und Abscheu habe ich die Nachricht von dem Terroranschlag in Jerusalem vernommen, durch den Menschen ihr Leben verloren haben oder verletzt worden sind“, heißt es in einem Kondolenzschreiben.
Trotz aller Appelle zur Zurückhaltung dreht sich die Spirale der Gewalt auch den achten Tag in Folge weiter. Militante Palästinensergruppen feuerten nach Angaben der israelischen Armee am Donnerstag fünf Raketen sowie vier Mörsergranaten auf Israel ab. Niemand wurde verletzt.
Eine Rakete vom Typ Grad explodierte in der Industriezone der rund 25 Kilometer vom Gazastreifen entfernten Hafenstadt Aschdod. Die zweite etwas nördlich. Die sogenannten militanten Volkswiderstandskomitees bekannten sich zu den Raketenangriffen.
Bei den Gegenschlägen der israelischen Luftwaffe auf Ziele im Gazastreifen seien unter anderem Tunnel bombardiert worden, sagte ein Armeesprecher. Bei einem israelischen Raketenangriff wurden nach palästinensischen Angaben zwei Mitglieder einer militanten Gruppierung verletzt.
Zuvor hatte sich der Hamas-Führer Ismail Hanija vergeblich bemüht, die militanten Gruppen im Gazastreifen zur Einhaltung einer inoffiziellen Waffenruhe mit Israel zu bewegen.
Die neue Welle der Gewalt ist vor einem in der kommenden Woche geplanten Besuch von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Gazastreifen aufgeflammt. Abbas wollte mit der politischen Hamas-Führung über eine nationale Aussöhnung und Beteiligung an einer Einheitsregierung sprechen. Die militanten Gruppen lehnen sowohl die Aussöhnung als auch den Friedensprozess zwischen Israel und der moderaten Palästinenserführung ab. Sie wollen stattdessen den bewaffneten Kampf gegen Israel fortsetzen.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Mittwochabend vor seiner Abreise nach Russland eine harte Reaktion nach dem Anschlag in Jerusalem angekündigt. Diese werde „energisch, verantwortungsbewusst und klug“ ausfallen, sagte der Regierungschef.
Es war der erste Bombenanschlag in Jerusalem seit 2004. Ein Mitarbeiter eines in unmittelbarer Nähe vom Anschlagsort gelegenen Kiosks konnte offenbar in letzter Minute ein Blutbad verhindern. Er hatte die verdächtige Tasche an der benachbarten Bushaltestelle entdeckt, eine Gruppe Jugendlicher sofort weggedrängt und dann die Polizei angerufen. Nur 13 Sekunden nach Beginn seines Gesprächs mit der Notrufzentrale explodierte jedoch die Bombe.