Neuer Präsident will Mali aus dem Chaos führen

Addis Abeba/Bamako (dpa) - Der frischgewählte malische Präsident Ibrahim Boubacar Keita will das westafrikanische Land aus der Krise führen.

Im Fernsehen zeigte sich der 68-jährige Politikveteran überglücklich über das Vertrauen der Menschen im Wüstenstaat. Nach Militärputsch und Islamistenterror sprach er aber auch von schweren Aufgaben, die ihn als Präsident erwarteten. „Unser Land ist nicht leicht“, sagte Keita.

International wurde die Wahl Keitas am Dienstag begrüßt. Europäische und afrikanische Wahlbeobachter nannten die Abstimmung „glaubwürdig und transparent“.

Eineinhalb Jahre nach einem Militärputsch in Mali warten auf den neuen Präsidenten riesige Aufgaben. Nachdem der Norden zeitweise von Islamisten und Separatisten besetzt war, muss die Region neu aufgebaut werden.

Erst ein Eingreifen französischer und afrikanischer Soldaten im Januar hatte die Gewaltherrschaft der Islamisten in der früheren französischen Kolonie beendet. Hinzu kommen Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut und eine fehlende Infrastruktur.

Das offizielle Wahlergebnis wurde an diesem Mittwoch erwartet. Doch Keita lag bereits zuvor bei der Auszählung uneinholbar vorne. Wahlverlierer Soumaila Cissé besuchte Keita in seinem Haus in Bamako und gratulierte ihm. „Du bist mein großer Bruder, und es ist die Pflicht des kleinen Bruders, in das Haus des Älteren zu gehen und ihm zum Sieg zu gratulieren“, sagte Cissé, der seine Niederlage eingestand. Beobachter sprachen von einem „höchst patriotischen Akt“ Cissés.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso betonte in einem Glückwunschschreiben an Keita: „Die sehr hohe Beteiligung an dieser Wahl hat den Willen des malischen Volkes gezeigt, sein Schicksal wieder in die eigene Hand zu nehmen.“ Für die Rückkehr zu verfassungsmäßiger Ordnung und nationaler Einheit müssten jedoch Parlamentswahlen organisiert sowie Friedensverhandlungen und nationaler Dialog fortgesetzt werden.

Frankreichs Staatschef François Hollande bezeichnete die erfolgreich beendete Präsidentenwahl als positives Ergebnis seiner Interventionspolitik in Mali. „Was sich seit dem französischen Eingreifen am 11. Januar 2013 ereignet hat (...), ist ein Erfolg für Frieden und Demokratie“, ließ er mitteilen. Frankreich werde auch künftig an der Seite Malis stehen.

Keita, kurz IBK genannt, hatte bereits im ersten Wahlgang fast 40 Prozent der Stimmen erhalten und galt als klarer Favorit bei der Stichwahl. In einem Interview der Nachrichtenagentur dpa beschrieb er sich selbst kürzlich als „Staatsmann, der sich der bevorstehenden Herausforderungen bewusst ist“. Sein Spitzname „Kankeletigui“ bedeutet in der Regionalsprache Bambara soviel wie „ein Mann, der zu seinem Wort steht“. In der Bevölkerung gilt er als ehrlicher und erfahrener Politiker.

Keita hatte als einziger Präsidentschaftskandidat den Militärputsch vom März 2012 gegen den langjährigen Staatschef Amadou Toumani Touré nie öffentlich kritisiert. „Ich bin stolz darauf, dass die Armee mich unterstützt“, sagte Keita der dpa.

Bis zum Militärputsch 2012 galt der Wüstenstaat als einer der wenigen demokratischen Musterstaaten in Afrika. Gleichzeitig kämpfen die Menschen ums tägliche Überleben, denn Mali gehört zu den ärmsten Ländern weltweit.