Neuer Schlagabtausch im Gaza-Krieg
Gaza/Tel Aviv/Kairo (dpa) - Eine dreitägige Feuerpause im Gaza-Konflikt hat nicht die erhoffte Beendigung des Blutvergießens gebracht. Nach Ablauf der Frist am Freitagmorgen 07.00 Uhr (MESZ) feuerten militante Palästinenser Dutzende Raketen auf Israel ab.
Das israelische Militär antwortete mit Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen. Zugleich brach Israel die in Kairo laufenden Gespräche über eine Beilegung der seit einem Monat tobenden Feindseligkeiten vorerst ab. Nach ägyptischer Darstellung sollen diese bis dahin gut vorangeschritten sein.
„Israel führt keine Verhandlungen unter Feuer“, sagte ein israelischer Regierungsbeamter der Nachrichtenagentur dpa. Nach israelischen Militärangaben schossen die radikal-islamische Hamas und ihre Verbündeten am Freitag 45 Raketen auf Israel ab. Ein Zivilist und ein Soldat erlitten Verletzungen.
Als Antwort auf den Raketenbeschuss griff die israelische Armee am Freitag rund 15 Ziele im Gazastreifen aus der Luft an. Im palästinensischen Flüchtlingslager Dschabalija wurde dabei ein zehnjähriges Kind getötet, wie das Gesundheitsministerium in Gaza bekanntgab. Elf weitere Palästinenser wurden nach diesen Angaben verletzt.
Viele Menschen im Gazastreifen versuchten, sich vor den neuen Angriffen in Sicherheit zu bringen. Augenzeugen sprachen von Hunderten Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, die aus dem an Israel grenzenden Osten Gazas flüchteten.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza kamen seit Beginn der israelischen Militäroffensive 1894 Menschen ums Leben, mehr als 9800 wurden verletzt. Aufseiten Israels starben nach Angaben der Regierung 64 Soldaten und drei Zivilisten, mehr als 500 Menschen wurden verletzt.
Ägypten, das bei den indirekten Gesprächen in Kairo vermittelt, rief Israel und die palästinensische Delegation zu einer neuen Waffenruhe und zur Fortsetzung der Verhandlungen auf. Schon bisher seien beträchtliche Fortschritte erzielt worden, teilte das Außenministerium am Freitag mit.
„Bei der großen Mehrheit der für die Palästinenser wichtigen Streitfragen wurde eine Einigung erzielt und nur ganz wenige Punkte blieben ohne Lösung“, hieß es in der Erklärung aus Kairo. Dies hätte nach Einschätzung Ägyptens zur Einigung auf eine weitere Waffenruhe führen müssen. Die Palästinenser fordern eine Aufhebung der jahrelangen Blockade des Gazastreifens.
Neben einem Ende von Einschränkungen bei der Geldüberweisung und einer Ausweitung der Fangzone für Fischer bestehen sie auf dem Bau eines See- und Flughafens in Gaza. Außerdem sollen Häftlinge in Israel freigelassen werden. Israel fordert als Bedingung für einen Wiederaufbau des zerstörten Gazastreifens eine Entmilitarisierung des schmalen Küstengebiets und eine Entwaffnung der militanten Organisationen. Dies lehnt die Hamas bislang ab.
Israel wirft der Hamas vor, die Waffenruhe bereits am frühen Freitagmorgen, vor Ablauf der Feuerpause, gebrochen zu haben. Der Armee zufolge wurden zwei Raketen auf Israels Süden gefeuert. Die Hamas widersprach dieser Darstellung. Israel wolle nur „Verwirrung stiften“, sagte deren Sprecher Sami Abu Suhri.
Der militärische Flügel der Organisation, die Al-Kassam-Brigaden, hatte bereits am Donnerstagabend mit Angriffen auf Israel gedroht, sollten die Forderungen der Palästinenser nicht erfüllt werden. Dann gehe die Schlacht weiter, sagte Sprecher Abu Obaida im Hamas-eigenen Fernsehsender Al-Aksa.