Nordkorea: Lebenslange Zwangsarbeit für südkoreanischen Missionar
Seoul (dpa) - Ein Gericht in Nordkorea hat einen Missionar aus Südkorea wegen angeblicher Spionage und staatsfeindlicher religiöser Umtriebe zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt.
Kim Jong Uk sei illegal nach Nordkorea eingereist, um unter anderem eine christliche „Untergrundkirche“ aufzubauen, berichteten die Staatsmedien am Samstag. Er habe seine Verbrechen gestanden.
Das Oberste Gericht habe ihn am Freitag zu lebenslanger Haft mit harter Arbeit verurteilt. Der Staatsanwalt habe die Todesstrafe für den seit einem halben Jahr inhaftierten Mann gefordert.
Das Urteil erfolgte inmitten zunehmender Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. Nach der Drohung Nordkoreas mit einem neuen Atomtest Ende März hatten Südkorea und die USA das kommunistische Regime in Pjöngjang vor neuen Provokationen gewarnt.
Noch im Februar hatte sich der 50-jährige Kim bei einer staatlich organisierten Pressekonferenz in Pjöngjang selbst staatsfeindlicher Umtriebe bezichtigt und gesagt, er sei vom südkoreanischen Geheimdienst bezahlt worden. Zugleich hatte er um seine Freilassung gebeten. Er sei am 8. Oktober auf dem Weg nach Pjöngjang mit Bibeln und anderem religiösem Material im Gepäck festgenommen worden.
Die südkoreanische Regierung hatte damals dagegen protestiert, dass Nordkorea einen südkoreanischen Bürger „ohne vorherige Erklärung verhaftet“ habe.
Im Prozess am Freitag seien Beweise vorgelegt worden, dass Kim „religiöse Bücher, Speicherkarten, Sex-CD und Spioniergeräte“ bei sich gehabt habe, hieß es in den nordkoreanischen Medien. Er habe unter anderem auch gestanden, böswillig die Würde der nordkoreanischen Führung verletzt zu haben.
In den vergangenen Jahren gerieten immer wieder ausländische Missionare in Nordkorea in Schwierigkeiten. Im März verwies Pjöngjang einen inhaftierten australischen Missionar des Landes. Im vergangenen Jahr hatte ein Gericht in Nordkorea den 45 Jahre alten Amerikaner Kenneth Bae wegen angeblicher Umsturzversuche zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.