Ouattara: Widerstand stürzt Elfenbeinküste in Krise

Abidjan/Nairobi (dpa) - Der von der internationalen Gemeinschaft als Wahlsieger in Elfenbeinküste anerkannte Alassane Ouattara hat am Donnerstagabend dem abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo die Verantwortung für die andauernde tiefe Krise angelastet.

In einer Fernsehansprache sagte er, das westafrikanische Land befinde sich in einer schweren Krise „wegen der Weigerung des Amtsinhabers Laurent Gbagbos und seines Teams, das Wahlergebnis anzuerkennen.“ In seiner Ansprache rief Ouattara die Öffentlichkeit zum Gewaltverzicht auf und sprach den Opfern des seit Ende November andauernden blutigen Machtkonflikts sein Mitgefühl aus.

„Der Konflikt wird sich auflösen“ sagte er mit Blick auf den Belagerungsring seiner Truppen um Gbagbos Residenz. Die Verantwortlichen für die während des monatelangen Konflikts begangenen Morde und politischen Gewalttaten sollten bestraft werden. „Lasst uns unser Land neu aufbauen“, appellierte Ouattara im Fernsehsender TCI, der von einem seiner Parteifreunde betrieben wird.

Gbagbo weigert sich seit seiner Wahlniederlage im November vergangenen Jahres, die Macht an Ouattara zu übergeben. Vermittlungsversuche und Sanktionen blieben erfolglos. Seit einer Woche haben Ouattaras Republikanische Truppen nach einem Vormarsch aus dem Norden große Teile der Hafenstadt Abidjan unter Kontrolle, in der sich der Präsidentenamtssitz und Gbagbos Residenz befinden.

Die Spitze der bisher Gbagbo-loyalen Armee hatte bereits vor Tagen eine Einstellung der Kämpfe befohlen. Gbagbo kann sich nach Einschätzung französischer Militärexperten derzeit auf noch etwa 1000 Kämpfer stützen.

Indessen spitzt sich die Lage für die Opfer des Bürgerkrieges nach Einschätzung von Hilfsorganisationen zu. Humanitäre Hilfe für Menschen im wirtschaftlichen und politischen Zentrum Abidjan sei wegen der anhaltenden Kämpfe derzeit noch nicht möglich, teilte Caritas International am Freitag in Freiburg mit. Die Organisation konzentriert sich deshalb im Moment auf die Unterstützung von Flüchtlingen im Nachbarland Liberia, wo bislang rund 130 000 Menschen gestrandet seien.

Engpässe gebe es bei der Versorgung mit Medikamenten, Lebensmitteln, Wasser, Kleidung und Notunterkünften. „Die Lage ist sehr schwierig, denn Liberia ist nicht einmal in der Lage, seine eigenen Bürger zu ernähren“, erklärte der örtliche Caritas-Direktor Mike Jurry. „Die Bewohner der Grenzstädte zeigen große Solidarität und teilen das wenige, was sie haben. Aber die Zustände werden von Tag zu Tag unerträglicher.“ Die Caritas organisiert in Absprache mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen ein Flüchtlingslager.