Pakistan: Mindestens 24 Soldaten bei Nato-Angriff getötet

Islamabad (dpa) - Bei einem Angriff von Nato-Kampfhubschraubern auf pakistanische Militärposten an der Grenze zu Afghanistan sind mindestens 24 pakistanische Soldaten getötet worden. Andere offizielle Quellen sprachen sogar von 26 Toten.

Pakistan sperrte daraufhin als erste Reaktion am Samstag die Grenze für Nato-Transporte nach Afghanistan. Die Regierung und die Armeeführung verurteilten den Angriff.

Die Internationale Schutztruppe in Afghanistan Isaf bestätigte den Vorfall. Nato-Truppen seien „höchstwahrscheinlich“ verantwortlich für den Tod von Soldaten, sagte ein Nato-Sprecher nach Angaben des Nachrichtensenders BBC. Der Befehlshaber der Nato-Truppen in Afghanistan, US-General John Allen, versprach eine Untersuchung. „Dieser Vorfall hat meine höchste persönliche Aufmerksamkeit und meine Verpflichtung zu einer genauen Untersuchung, um die Fakten zu klären“, sagte Allen.

Die Kampfhubschrauber hätten die zwei Militärposten im Stammesgebiet Mohamad „ohne vorherige Provokation“ angegriffen, sagte ein Armeesprecher. Die Truppen hätten sich mit „allen verfügbaren Mitteln“ gegen den Angriff gewehrt, hieß es in einer Aussendung. Armeechef General Ashfaq Parvez Kayani verurteilte den Angriff als „inakzeptabel“ und verlangte Schritte gegen die Verantwortlichen.

Auch über die Zahl der Verletzten gab es widersprüchliche Angaben. Armeesprecher bestätigten 13 Verletzte, Armeeangehörige in der Region sprachen von 23 oder sogar 27 Verletzten.

Als erste Reaktion auf den Angriff stoppten die pakistanischen Behörden Lastwagen mit Nachschub für die NATO-Truppen in Afghanistan. „Bis jetzt wurden mindestens 150 Lastwagen angehalten“, sagte Jamil Khan, ein hoher Beamter in Khyber, einem benachbarten Stammesgebiet am Samstagabend (Ortszeit).

Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani verurteilte den „unprovozierten Angriff“ scharf. Der Vorfall könne schwere Auswirkungen auf die Kooperation zwischen Pakistan, den USA und den internatonalen Truppen haben, hieß es in einer Erklärung.

Der US-Botschafter in Islamabad, Cameron Munter, wurde ins Außenministerium in Islamabad zitiert. Die pakistanische Regierung legte bei ihm, in Washington und im Nato-Hauptquartier in Brüssel Protest gegen den Angriff ein. Gilani rief außerdem eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses des Kabinetts ein.

Masood Kausar, der Gouverneur der Provinz Khyber-Paktunkhwa und Regierungschef der pakistanischen Stammesgebiete, bezeichnete den Vorfall als einen Angriff auf die Souveränität des Landes. „Wir werden solche Angriffe nicht länger tolerieren“, fügte Kausar hinzu.

Der Angriff löste in Pakistan eine breite Welle der Empörung aus. Das Verhältnis zwischen Islamabad und Washington ist seit längerer Zeit angespannt. US-Drohnenangriffe gegen angebliche Taliban-Stützpunkte in Pakistan rufen in der Bevölkerung Wut hervor. Die Tötung des al-Kaida-Chefs Osama bin Laden im Mai in der pakistanischen Stadt Abbottabad durch US-Einheiten verschlechterte das Verhältnis weiter.

Der betroffene pakistanische Stützpunkt Salala liegt in einem abgelegenen Gebiet, das die radikal-islamischen Taliban als Rückzugsraum nutzen. Nach Angaben aus pakistanischen Sicherheitskreisen sollen Extremisten diese Route zur Infiltration nach Afghanistan nutzen. In Afghanistan wurden nach Polizeiangaben mindestens drei private Sicherheitsleute bei der Explosion einer Bombe getötet.