Papst Benedikt für „mehr Fortschritte“ in Kuba“

Santiago de Cuba (dpa) - Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seines mit Spannung erwarteten Besuchs in Kuba mehr Fortschritte in den Beziehungen zwischen der Kirche und der Regierung in Havanna angemahnt.

„Ich trage in meinem Herzen die gerechten Erwartungen und berechtigten Wünsche aller Kubaner, wo immer sie leben“, sagte der Papst bei der Begrüßung in Santiago de Cuba, wo er zu dem Pastoralbesuch eintraf. Er denke dabei an die Armen, Kranken und Gefangenen.

Der Papst wurde in Santiago von Präsident Raúl Castro mit militärischen Ehren, Marschmusik und Kanonensalven empfangen. Ein Gespräch mit Castro ist für diesen Dienstag in der kubanischen Hauptstadt Havanna geplant. In seiner Begrüßung sagte der Präsident: „Das kubanische Volk wird Ihren Botschaften aufmerksam und mit Respekt zuhören“. Kuba werde seinen Kampf für eine bessere Welt fortsetzen. Erneut kritisierte Castro die seit einem halben Jahrhundert geltenden US-Sanktionen gegen Kuba, die in seinem Land großen Schaden verursacht hätten.

Benedikt erinnerte an die historische Reise seines Vorgängers Johannes Paul II. im Jahre 1998. Danach sei das Verhältnis von Staat und Kirche in eine neue Phase eingetreten - „auch wenn es weiterhin viele Felder gibt, auf denen größerer Fortschritt möglich und notwendig ist“. Dem Papst geht es dabei vor allem um den öffentlichen Beitrag der Kirche in dem sozialistischen Land.

Die Wirtschaftskrise in der Welt erfordere eine neue moralische und kulturelle Ausrichtung. „Der wahre Fortschritt verlangt nach einer Ethik, die auf den Menschen ausgerichtet ist und den menschlichen Bedürfnissen Rechnung trägt“, sagte Benedikt weiter.

Der Besuch des Papstes fällt in eine Zeit wachsender politischer Spannungen in dem sozialistischen Karibikstaat. Präsident Raúl Castro hat zwar wirtschaftliche Reformen begonnen. Aber die Forderung, auch aus Kreisen der Kirche, nach weitergehenden gesellschaftlichen und politischen Reformen lehnt er kategorisch ab. Proteste, gerade auch vor dem Besuch des Papstes, lässt er unterdrücken.

Der Papst hatte bereits auf dem Flug von Rom nach Mexiko, wo er in den vergangenen Tagen begeistert gefeiert wurde, auf die Lage in Kuba Bezug genommen. Die Ideen des Marxismus seien realitätsfern, hatte er gesagt. Die Kirche wolle dabei mithelfen, geduldig an neuen gesellschaftlichen Modellen zu arbeiten.

Kubas Außenminister Bruno Rodríguez relativierte die Papstkritik mit den Worten, die Regierung respektiere alle Meinungen und sei zu einem „nützlichen“ Austausch bereit. Den Oppositionellen aber drohte er: „Diejenigen, die den apostolischen Besuch stören wollen, werden scheitern.“ Der Papst werde auf ein patriotisches Volk treffen, das stolz auf seine Unabhängigkeit und seine Demokratie sei.

Nach Oppositionsangaben waren am Sonntag Dutzende von Dissidenten vorübergehend festgenommen worden, die zu den Papstmessen gehen wollten. Die international bekannte Bloggerin Yoani Sánchez kritisierte dies als „ideologische Säuberung“, um die Teilnahme von Aktivisten und Dissidenten an den päpstlichen Veranstaltungen zu verhindern. „Die Messen werden nicht vor der Vielfalt des kubanischen Volkes gefeiert, weil die politische Polizei vielen den Zugang verhindert“, schrieb sie.