Papst Benedikt XVI. trifft Fidel Castro
Havanna (dpa) - Zum Abschluss seiner Kubareise hat Papst Benedikt XVI. am Mittwoch den früheren Staatschef Fidel Castro in Havanna getroffen. Sie hätten ein etwa halbstündiges Gespräch geführt, das herzlich, gelassen und angeregt gewesen sei, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi.
Beide sprachen über Fragen des Glaubens und den Zustand der Welt. Bei einer Messe hatte der Papst zuvor volle Religionsfreiheit und die Anerkennung der katholischen Kirche in dem kommunistischen Land verlangt. Am Abend (Ortszeit) flog er nach Rom ab.
Beim Abschied auf dem Flughafen fasste er noch einmal seine Botschaften für das in einem Umbruch befindliche Kuba zusammen. Die Regierung forderte er indirekt auf, alle Kubaner an der Erneuerung ihrer Gesellschaft zu beteiligen. Und er kritisierte das seit einem halben Jahrhundert währende Embargo der USA gegen den kommunistischen Inselstaat.
„Niemand sollte durch die Einschränkung seiner Grundfreiheiten daran gehindert werden, an dieser spannenden Aufgabe teilzunehmen, und keiner fühle sich ausgeschlossen durch Nachlässigkeit oder Mangel an Ressourcen - eine Situation, die sich verschärft, wenn von außen auferlegte restriktive wirtschaftliche Maßnahmen schwer auf der Bevölkerung lasten“, erklärte er, ohne die USA namentlich zu benennen.
Erste Schritte der Erneuerung seien von Kubas Führung schon getan worden, sagte Benedikt am Morgen in seiner Predigt vor Hunderttausenden Gläubigen auf dem historischen Platz der Revolution in Havanna. In seiner ausgesprochen politischen Rede machte der Papst zugleich deutlich, dass für die Suche nach Wahrheit echte Freiheit notwendig sei. An dem Gottesdienst nahm erneut Präsident Raúl Castro teil, der dem Papst während des dreitägigen Besuches insgesamt fünfmal begegnete. Die Behörden verhinderten allerdings die Teilnahme von Dissidenten und Regimekritikern an den Papstmessen in Santiago de Kuba und Havanna.
Das Treffen mit Fidel Castro fand kurz vor dem Abflug des Papstes in der Nuntiatur in Havanna statt, in der Benedikt in der Hauptstadt übernachtet hatte. Bei dem Gespräch sei es auch um Änderungen in der Liturgie der Kirche gegangen - und Castro habe auch wissen wollen, was ein Papst eigentlich so macht, sagte Lombardi. Als die Sprache auf die Schwierigkeiten der Menschheit heute gekommen sei, habe Benedikt auch auf das Problem der Gottlosigkeit hingewiesen und seine Sicht der Beziehungen zwischen Glauben und Vernunft erläutert.
Castro (85), der 2006 krankheitsbedingt von der Staatsführung zurückgetreten war, hatte zuvor mitgeteilt, dass er Benedikt selbst um einen kurzen Besuch gebeten habe. Castro hatte sich 1998 in einer historischen Begegnung bereits mit Papst Johannes Paul II. getroffen. In einem Kommentar schrieb der frühere Staatschef vor dem Treffen am Mittwoch, er sei in den 1960er Jahren zu der Überzeugung gekommen, dass Marxisten und Christen gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen sollten.
Mit Präsident Raúl Castro, dem Bruder und Nachfolger Fidels, sprach der Papst auch über die humanitäre Lage in Kuba, berichtete Vatikan-Sprecher Federico Lombardi, nicht aber über konkrete Fälle politischer Gefangener. Der Papst habe angeregt, den Karfreitag auch in Kuba zum Feiertag zu machen.
In seiner Predigt in Havanna sagte Benedikt: „Ich möchte die verantwortlichen Stellen der Nation ermutigen, das bereits Erreichte festzumachen und auf diesem Weg des echten Dienstes am Gemeinwohl der ganzen kubanischen Gesellschaft weiter voranzugehen“. Er fügte hinzu: „Die Religionsfreiheit berechtigt auch dazu, dass die Gläubigen einen Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft leisten.“ Damit erinnerte er noch einmal an seine Worte auf dem Flug nach Lateinamerika, als er den in Kuba herrschenden Marxismus kritisiert und die Hilfe der Kirche bei der Suche nach neuen Modellen angeboten hatte.
Die Unterstützung der Gläubigen stärke das Zusammenleben und die Hoffnung auf eine bessere Welt, schaffe günstige Voraussetzungen für Frieden und eine harmonische Entwicklung, betonte der Papst in seiner Predigt. Kuba und die Welt bräuchten Veränderungen. Diese werde es aber nur geben, wenn jeder Einzelne über die Mittel verfüge, nach der Wahrheit zu fragen und auch brüderlich zu handeln.