Traditioneller Kreuzweg Papst in Rom: Scham über Zerstörung und Blutvergießen
Rom (dpa) - Papst Franziskus hat beim traditionellen Kreuzweg in Rom an das Leid von Flüchtlingen, Migranten und Kriegsopfern erinnert. „Auch dieses Jahr kommen wir zu dir mit voll Scham gesenktem Blick und mit dem Herzen voll Hoffnung.
Scham für alle Bilder der Verwüstung, der Zerstörung und des Untergangs, die in unserem Leben so alltäglich geworden sind“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Freitagabend vor 20 000 Gläubigen am Ende der Prozession am und im Kolosseum. „Scham für das Blut der Unschuldigen, das jeden Tag vergossen wird von Frauen, Kindern, Migranten und von Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe verfolgt werden oder wegen ihrer ethnischen und sozialen Herkunft und für ihren Glauben an dich.“
Mit der Via Crucis wird jedes Jahr an die Leidensstationen von Jesus Christus erinnert. Während der Zeremonie ging eine kleine Gruppe mit einem Kreuz die 14 Stationen ab. Um das Kolosseum verfolgten Zehntausende die Prozession, viele hatten Kerzen oder Fackeln dabei. Unter den Kreuzträgern war ein christliches Ehepaar mit drei Töchtern aus Ägypten. An anderer Stelle trugen Gläubige aus Portugal und Kolumbien das Kreuz. Papst Franziskus besucht die drei Länder in diesem Jahr.
„Und gerade unter jenem Kreuz geht es um unsere Welt mit all ihren Stürzen, mit ihren Schmerzen, mit ihren Hilferufen und ihren Aufständen. Mit allem, was heute zu Gott schreit aus den Elends- und Kriegsgebieten, in zerrissenen Familien, in den Gefängnissen, auf den überladenen Flüchtlingsschiffen“, hieß es zu Beginn der Meditationen der Via Crucis. Verfasst wurden sie von der französischen Theologin Anne-Marie Pelletier, die darin hochaktuelle Themen aufgriff.
Erstmals fand der Kreuzweg in Anwesenheit des Papstes 1964 statt. Die Zeremonie ist Teil der Osterfeierlichkeiten in Rom und gilt als eine der schönsten Andachten im römischen Kirchenjahr. Wie im vergangenen Jahr war das Gebiet um das antike Amphitheater weiträumig abgesperrt worden. Italienische Anti-Terror-Einheiten waren mit Sprengstoffspürhunden im Einsatz.
Auch in Jerusalem gab es massive Polizeipräsenz während der Feierlichkeiten zum Karfreitag - trotzdem kam es zu einer tödlichen Messerattacke. Ein Palästinenser griff laut israelischer Polizei eine Britin in der Nähe der Altstadt in einer Straßenbahn mit einem Messer an. Das Opfer erlag nach Angaben des Krankenhauses kurz darauf seinen Verletzungen. Der Attentäter wurde festgenommen.
In der Altstadt Jerusalems gedachten Tausende Pilger des Todes von Jesus Christus am Kreuz. Sie gingen in Prozessionen der Kirchen über die Via Dolorosa. An diesem Wochenende sind besonders viele Pilger in der Stadt. 2017 fällt nicht nur das Osterfest der westlichen Kirchen und der orthodoxen Kirchen zusammen. Auch das jüdische Pessach-Fest wird in dieser Woche begangen.
In vielen Teilen Spaniens fanden bereits in der Nacht zum Karfreitag Osterprozessionen statt. Bei den Feierlichkeiten in Sevilla kam es zu Zwischenfällen: Laut spanischem Fernsehen wurden 17 Menschen verletzt, als einige Teilnehmer absichtlich inmitten der Menschenmengen unter anderem Warnschreie ausgestoßen und dadurch Panik ausgelöst hätten. Acht Verdächtige seien festgenommen worden.