Peking fühlt sich von der Strategie Washingtons bedroht
Peking (dpa) - Die Rivalität zwischen den USA und China könnte das 21. Jahrhundert bestimmen. Peking fühlt sich von der Asien-Strategie Washingtons bedroht. Beim Treffen in Peking findet Staatschef Xi Jinping deutliche Worte.
„Wenn wir uns in einer Konfrontation befinden, wird das sicherlich ein Desaster für beide Länder und für die Welt bedeuten“, sagte Xi am Wittwoch zum Auftakt von strategischen Gesprächen zwischen beiden Staaten. US-Außenminister John Kerry und US-Finanzminister Jacob Lew waren zu dem zweitägigen Dialog nach Peking gereist.
Spannung zwischen beiden Seiten seien unvermeidlich, betonte Staats- und Parteichef Xi. Aber beide Länder müssten gemeinsam an Lösungen arbeiten und das gegenseitige Vertrauen stärken. „Wir können uns keine Missverständnisse bei grundlegenden Themen erlauben“, mahnt der Präsident vor den Gästen aus den Vereinigten Staaten, die im Staatsfernsehen übertragen wurde.
Die einst unangefochtene Weltmacht USA sieht sich zunehmend durch das aufstrebende China in seinen Interessen gestört. Gleichzeitig ist China der größte ausländische Gläubiger der hoch verschuldeten USA.
Das Verhältnis zwischen Peking und Washington gilt als belastet. Peking ist verärgert über die US-Anklagen gegen fünf mutmaßliche Hacker der Volksbefreiungsarmee im Mai. Chinas Außenministerium hatte den USA Scheinheiligkeit vorgeworfen und auf die Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden verwiesen. Demnach soll der US-Geheimdienst Chinas damaligen Staatschef Hu Jintao ausspioniert, und interne Kommunikation von chinesischen Ministerien abgehört haben. China hatte daraufhin eine gemeinsame Arbeitsgruppe zur Cybersicherheit ausgesetzt.
US-Außenminister Kerry hofft trotzdem, China zur Unterstützung bei Konfliktthemen wie Iran oder Nordkorea zu bewegen. „Lassen Sie mich heute unterstreichen, dass die USA China nicht eindämmen wollen“, sagte Kerry in Peking. „Als die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, sind unsere weiteren Entwicklungen untrennbar miteinander verbunden.“
Peking nimmt Washington nach Einschätzung von Professor Alice Ekman als Kontrahenten in Asien wahr. „China will den Einfluss der USA in der Region begrenzen“, sagte die Forscherin vom Französischen Institut für Internationale Beziehungen jüngst vor Journalisten in Peking. Das Auftreten der USA in Asien werde von Peking als Bedrohung interpretiert. Deshalb versuche Xi Jinping, die strategischen Beziehungen zu seinen asiatischen Nachbarn, mit Ausnahme Japans, zu stärken. Japan und China streiten seit Jahren um Inseln im Ostchinesischen Meer.
China hatte US-Präsident Barack Obama zudem übelgenommen, dass er bei seiner Asienreise im April zwar den Konkurrenten Japan besucht, aber nicht nach Peking gekommen war. In Japan hatte Obama die Bündnisverpflichtung seines Landes gegenüber Tokio bekräftigt, was in Peking für große Verstimmung sorgte.