Pentagon streicht muslimfeindliche Lehrstunde
Washington (dpa) - Ein US-Offizier hat an einer Militärhochschule Planspiele für einen „totalen Krieg“ gegen die Muslime präsentiert. Dabei fasste er auch die Vernichtung der heiligen Städte Mekka und Medina nach den Vorbildern von Dresden und Hiroshima im Zweiten Weltkrieg ins Auge.
Von einem Offiziersschüler alarmiert, zog die US-Regierung Konsequenzen. Der Oberstleutnant unterrichte nicht mehr, erklärte ein Sprecher des Militärstabs der Nachrichtenagentur dpa am Freitag (Ortszeit). Er bleibe aber am Joint Forces Staff College in Norfolk (Virginia).
Generalstabschef Martin Dempsey verurteilte das Planspiel auf das Schärfste. „Das war vollkommen verwerflich, gegen unsere Werte.“ Zudem sei ein solches Modell „akademisch unverantwortlich“, sagte er. Es werde untersucht, wie es dazu kommen konnte und wie solche Auswüchse vermieden werden könnten.
Der Oberstleutnant hatte nach Informationen des Magazins „Wired“ in Planspielen im vergangenen Sommer Massenmorde an Muslimen ins Auge gefasst. Dabei war sogar von „Ausrottung“ die Rede. Zwar räumte der Offizier ein, dass solche Überlegungen „in den Augen vieler, sowohl innerhalb der USA als auch außerhalb, nicht "politisch korrekt"“ seien. Dennoch führte er Möglichkeiten an, Saudi-Arabien mit einer Hungersnot zu bedrohen und Mekka und Medina zu zerstören.
Ausdrücklich werden die Bombardierung Dresdens sowie die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki als „Modell“ erwähnt. Die Genfer Konvention sei angesichts des Vorgehens islamistischer Terroristen nicht mehr relevant. „Dies würde erneut die Option eröffnen, den Krieg auf zivile Bevölkerung zu richten, wo immer dies notwendig ist“, heißt es. Das Szenario setze voraus, dass andere Abschreckungsstrategien gescheitert seien.
Der Offizier begründete seinen Ansatz mit einer angeblichen Gewaltbereitschaft auch gemäßigter Muslime. Die USA seien wegen ihrer jüdisch-christlichen Ethik der Toleranz „kulturell verletzlich“. Es habe sich die Bereitschaft durchgesetzt, verschiedene Kulturen und Religionen einschließlich des Islams als gleichwertig zu betrachten.
In den vergangenen Monaten hatten US-Soldaten mehrere Skandale in Afghanistan ausgelöst. Unter anderem hatten Soldaten für Fotos mit Leichen von Aufständischen posiert. Bereits im Januar war ein Video aufgetaucht, auf dem amerikanische Soldaten auf tote Taliban-Kämpfer urinierten. Im Februar waren auf einer US-Basis Koranexemplare verbrannt worden. Ein US-Soldat ist derzeit angeklagt, bei einem Massaker im März 17 afghanische Zivilisten ermordet zu haben.