Flüchtlinge Politiker beklagen dramatische Zustände auf Kos

Athen/Berlin (dpa) - Die Lage auf der griechischen Ferieninsel Kos spitzt sich angesichts der wachsenden Zahl an Flüchtlingen dramatisch zu. In einem Brief an die griechische Regierung warnte der Bürgermeister der Insel, Giorgos Kyritsis, vor einem Blutvergießen.

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„Für die Flüchtlinge ist die Unterbringung auf Kos gerade die Hölle auf Erden“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur nach Gesprächen mit örtlichen Verantwortlichen, Helfern und Flüchtlingen auf Kos. „Hier herrscht Chaos. Und die Spannungen werden immer größer.“

Roth war am Montag zu einem zweitägigen Besuch nach Kos gereist, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Hunderte Migranten kommen täglich von der wenige Seemeilen entfernten türkischen Küste auf die Insel. Hilfsorganisationen, der Staat und die Bevölkerung sind restlos überfordert. Ähnlich ist die Situation auf zahlreichen anderen Inseln im Osten der Ägäis.

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Roth beklagte, für die Flüchtlinge auf Kos gebe es keine Versorgung. „Es fehlt an allem“, sagte sie. „Das ist eine Verweigerung von Erster Hilfe für die Flüchtlinge.“ Die Menschen bräuchten dringend Essen, Kleidung, Unterkünfte und eine medizinische Versorgung. Es gebe die fast kafkaeske Situation, dass verschiedene Stellen zuständig seien, aber der eine die Verantwortung zum anderen schiebe. Und die Hilfsorganisationen und ehrenamtlichen Helfer seien allmählich am Ende ihrer Kräfte.

Flüchtlinge, die auf der Straße und in Parks campierten, würden von dort verscheucht und in ein kleines Stadion auf der Insel geschickt, berichtete Roth. Dort sei es barbarisch heiß. Es gebe nur zwei Toiletten für Hunderte Flüchtlinge. „Das ist unmenschlich“, sagte sie. „Ich habe so etwas noch nie gesehen.“ Die Lage sei wirklich dramatisch. „So kann es nicht weitergehen.“

Roth appellierte an die Regierung in Athen, sich endlich um eine Versorgung der schutzsuchenden Menschen zu kümmern. „Die Tragik ist, dass zwei Krisen zusammenkommen“, sagte die Grünen-Politikerin. Die griechische Regierung müsse aber trotz der Finanzkrise dringend handeln. Auch Europa müsse helfen. Aber ebenso sei die kommunale Ebene gefragt.

Der Bürgermeister von Kos schrieb in seinem Brief an die Regierung in Athen, auf der Insel seien mehr als 7000 Migranten angekommen. Man könne mit dem Problem nicht mehr fertig werden. „Ich warne davor, die Gefahr eines Blutvergießens ist real“, erklärte Kyritsis. Der Brief wurde am Dienstag in der griechischen Presse veröffentlicht.

Wie Reporter vor Ort berichteten, blockierten Migranten am Dienstagmorgen die Küstenpromenade des Hauptortes der Insel. Sie forderten lautstark Papiere, um die Insel verlassen und weiter nach Mitteleuropa reisen zu können. Im kleinen Stadion der Insel kam es nach Augenzeugenberichten zu Schlägereien zwischen Migranten. Zudem seien auch Polizisten angegriffen worden, die Schlagstöcke einsetzten, um sich zu wehren, hieß es.